41-Generationenvertragsbruch

wir kommen zurück auf unseren fall markus aus der “33-inaktivitätsfalle”, die genaugenommen eine durch-jobagentur-aktivitätslähmung ist. Jetzt ist er, sagen wir mal, 48 – hat also noch 17 jahre durchzudrücken bis zur pension. Es geht sich für ihn nimmer ganz aus, dass es bequem wird – aber wird er die situation, aussitzen, wenn die welt solange noch steht? Markus war einst selbst vielversprechender wirtschaftsstudent gewesen und sieht sie nun alle hasten und schreiten, wie sie da alle sind: die yuppies, die bobos, die hipsters, die prosperierenden startup-gründer, die sich garnimmer trauen, eine familie zu gründen und die keine wohnung mehr unbefristet kriegen, wo ja auch ihr arbeitsvertrag nur noch ein befristeter ist – SOFERN er überhaupt noch ein klassischer dienstvertrag ist. Macht sich tatsächlich einer mal selbständig, wird ihm unvermittelt das hölzlein der sva (siehe amici-delle-sva) in den weg geworden und spätestens in 3J kommt der große faustschlag durch einkommenssteuer. Dieses gratis sich anbiedern in praktika – wie ein esel, dem man eine karotte auf den rücken bindet, dass er vorwärts geht. Und wie sagte eine langjährig geprüfte trainerin mal so treffend „wir wollen eure besten jahre“ also die junge werden ausgesogen, bis sie mitte 30 sind und um die 37 rum wird schon angefangen, sie ins reha- arbeitslosen- alters- oder sonstige ausgedinge zu schicken.
Und da haben wir unsere lieben, lieben pensionisten. Die glauben, dass wir immer noch unsere jährlichen gehaltserhöhungen kriegen. Die meinen, mit ihren indexanpassungen wären sie schlecht dran. Und dann haben wir die großkopferten soziologen und mediziner, die jubeln, dass wir, wenn wir jetzt geboren sind, über hundert jahre alt werden. Nun ja freilich, in einem 2-klassen-medizinsystem, wo die bestversorgung aller nur noch eine wünschenswerte schimäre ist.
Die pensionisten. Sie haben vor jahrzehnten schon den freifahrtschein erhalten, dass sie nun nur noch anschaffer sind. Sie müssen fortan keine leistung mehr erbringen. Sie verstopfen die arztpraxen und ferienmessen; sie brüsten sich, vier mal im jahr exotische flugreisen anzutreten. Ihre eltern wollten, dass sie’s besser haben, und sie haben es. Stammen aus ner zeit, wo leute, wenn sie zu ‘alt’ waren, schonend und früh ins ausgedinge transferiert wurden. Die pva ist nimmer bereit, dafür aufzukommen. Derlei personen werden nun ‘krankerklärt’ und zwangweise in die reha geschickt; alle kranken werden augenblicklich zu potentiell-gesunden erklärt(die dann am markt noch irgendwer haben wollen soll – die andrenfalls gemein(nützig)e depperl-tätigkeit tun). Die, für die es sich noch ausgeht – wie für unseren markus. Er hat noch den weg vor sich, auf dem die jobagentur ihn krank macht. Über kurz oder lang so krank, dass endlich die reha fällig wird und die preisgedumpte reha-industrie wenigstens davon profitiert. Markus wird es sich abschminken können, auch nur eine depperte flugreise im jahr anzutreten. Er überlegt viel eher, ob er am sozialmarkt eine einkaufsberechtigung löst.
/435w180

40-Mein_Zieli_wurde_Etsan

ich kann mich gut erinnern, dass es der 19 nov 15 war, als wir in wien erfuhren, es werden unsere zielpunkte zugesperrt – wie symbolisch ist das denn jetzt, bitte! es begann für mich eine wochenlange, ja monatelange odyssee durch alle noch offenen zielpunkte, bis mitte februar auch die letzten zusperrten. die großzahl der zielpunkte wurden billas und ispas. vereinzelt mal ein denns. aber jene zielis, die noch keinen käufer hatten, wurden von etsan, allenfalls von aycan aufgekauft. kurzum: mein zieli wurde ein etsan. ich wusste nichts, aber auch absolut garnichts damit anzufangen. wochenlang ging ich da nicht rein. aber die billa-ketten wurden grindiger und unzumutbarer. an einem gewissen zeitpunkt spürte ich intuitiv, dass es nun zeit wäre, das erste mal den fuß in ein etsan zu setzen. beim eingang gabs kräftig obst/gemüse. auch brot gab es. ziemlich hübsches sogar, aber da spazierte eine kleine fliege rum. ich verschob vorläufig somit den brotkauf auf unbedingte notzeiten. im großen und ganzen hatte ich im etsan ein ziel: den lotte-saft mit fruchtstückerln drin. das ist ja schon mal ein anfang. dass ich nun schon 1,5 jahre türkisch lerne (und damit keine wirklich spürbaren fortschritte mache), erleichterte mir zumindest diesen einkauf. und ich fand den lotte saft. ich fand sogar einen kokos saft. auch mit saftigen fruchtstückerln. außerdem hatte ich küchenrollen gebraucht. gabs um 3 teuronen und man konnte damit kein risiko eingehen. die frau an der kassa war sehr nett und verlangte nur sechs euro. im etsan ist eine respektable halal fleischabteilung, in der man systemimmanenterweise kein schweinernes bekommen wird. ich kauf ohnehin überhaupt kein fleisch. essen ja, aber kaufen – nein. tiefkühl-abteilung ist sehr klein, kühlregal durchaus respektabel aber mit wörtern, die ich noch nicht gelernt hab. auffällig viele schulkinder treiben sich auch in sommerferien in dem etsan rum. an nonfood bietet er also ein bisschen was – und was weiters auffällt, ist, dass er ganze regale voll mit unverderblicher ware hat. also die kann ewig auf käufer warten und muss nicht täglich nachgeschlichtet werden. vielleicht nehm ich all meinen mut zusammen und besuche in absehbarer zeit sogar mal einen aycan. ganz selten spendiert aycan den postkästen nämlich wertvolle flugblätter./352w172