47-Betriebsblinde_Echokammer

natürlich wurden nach eher zweifelhaften einzelerfahrungen mit php foren auch sämtliche moderne soziale netzwerke durchpflügt und probiert. Mir war im zuge vielfacher politisch angehauchter diskussionen aufgefallen, was später auch von außen her einen namen bekam. Fast hätte ich ihn selber erfinden können, so gut ist dieser fachbegriff. Er lautet: echokammer. Wir kennen es ja alle, wie erzürnt wir reagieren, wenn wer nicht unsere meinung teilt und dann auch noch seine meinung unelegant rüberbringt. Das gilt vor allem für ostentative ja-sager der eigenen (politischen) richtung. Je krasser die meinung der kontra-streiter von der eigenen divergiert, umso stärker ist die versuchung, die fremde meinung auszusperren, zu blockieren und nie mehr zu lesen. Paradebeispiel hierfür ist das uns allen bekannte fußbook, von dem absichtlich keine links in der linkliste stehen.
Auf twitter ist aber das bilden einer echokammer auch sehr verführerisch. Dort blockt man schneller und gedankenloser. Im fußbook kann man – schwer aber doch – an die liste der eigenblockierten geraten, das gelingt bei twitter leider nicht. Es muss aber dennoch dazu geraten werden, die gegenmeinungen – gerade heutzutage im sozial- und asylwesen, der bms-diskussion etc – auf der eigenen wand oder timeline hinzunehmen. Das tut manchmal fast körperlich weh. Aber es gibt doch nix lahmlascheres als eine wand die nur von einem linker-meinung oder rechter-meinung ist. Der peitscht sich dann in seiner eigenen meinung hoch, weil er meint, es würden eh alle so denken. Naja freilich, weil er alle blockiert hat, die da nicht reinpassen. Das ist also die krux der echokammer. Und deshalb gefällt mir dieser begriff so gut./Anmerkung: im Bild gibts diesmal eine meiner komplexesten Photoshop-Werke.258w284

46-Die_Afghanische_Begegnung

meine allererste afghanische begegnung war die erste mit einem flüchtling überhaupt. Ahca war letztlich einer der problemschüler, da will ich mir die tippkraft sparen: nämlich für die wirklich charmante afghanische begegnung! Von kollegin G hatte ich ja die gruppe teilweis übernommen. Ich hatte 12 tolle individuelle leute drin und sogar meinen ersten (und einzigen) iraker. Mein heterogener unterricht – zwar bemüht – muss aber so lausig gewesen sein, dass ich nach der hälfte des kurses um einen nachschub an teilnehmer/innen bitten musste. Denn sie blieben mir großteils weg. Vier bekam ich dazu. Und da schob ein schon asylberechtigter gutdeutschsprechender afghane förmlich seine ehefrau rein. Eine total hübsche, schüchterne. Dem iraner Mehdi kam leidergottes die aufgabe des dolmetschens zu, denn flora konnte kein englisch. Also – ihr mann hatte asyl und hat sie nachgeholt. Es waren vermutlich noch keine kinder da, aber dabei handelte es sich sicherlich nur um die frage weniger monate. Wegen der kinder, meine ich. Der afghane hatte die gattin nur bei mir reingebracht und vorgestellt, selber war er wieder zu seiner arbeit gegangen. ARBEIT! Denn dieser mann hatte tatsächlich eine ARBEIT! Ich glaubs kaum. Flora stellte sich als sehr lernfähig heraus. Ihr mann war der einzige flüchtling überhaupt, den ich kennengelernt hab und der eine arbeit hat. Irgendwann brauchte ich ein sackerl im 1€-shop auf der hauptstraße, gegenüber unseres lerninstituts. Und wer verkauft mir das sackerl? Floras mann! Auch hier gab ich augenblicklich meine yahoo addi, sollte irgendwas sein, wo ich evtl helfen könne. Auch die meldeten sich nie. Das sackerl freilich hob ich auf – es erinnert mich fortan immer an die hübsche flora und ihren schüchternen blick.
Anmerkung: hier habe ich das 5€Büchlein des Integrationsfonds abgebildet. Es ist dort am WelcomeDesk zu haben und sehr praktisch./267w274

45-Die_Persische_Begegnung

Querverweis zur syrischen begegnung, = Suche links unten ‚37-‘ ) Von kollegin G übernahm ich eine schon gut eingeführte anfängergruppe, die bereits bei lektion 3 war. Dämlich nur, dass nicht alle von G’s teilnehmern zu mir gekommen waren. Ich hatte ein paar niegelnagelneue anfänger drin. Und bei denen war mehdi(nameGeänd.) dabei. Mehdi war ein ganz neuer. Als er zu mir kam, war er grad mal 4 monate im lande. Im 1000pax großquartier war er in ner iraner-clique von 5pax. Er lebte in nem raum mit weiteren acht personen. Das war ein junger, zarter, unverbrauchter mann, der genausogut ein diplomatensohn hätte sein können – so fein wie der beinander war, sein englisch war hervorragend. Jetzt hatte ich ja das problem, teilnehmer mit vorkenntnissen und totale anfänger auf eine reihe zu kriegen. Ich war so enttäuscht, dass ich nun blutige anfänger drin hab. Ich hatte doch G’s leute übernommen. Die konnten doch schon was! Nun, aber leider – meine gruppe war als anfänger-gruppe klassifiziert. Und der mehdi lernte SOO schnell und war SOO lernbegierig und lernfähig. Kurios auch, dass mehdi als einziger der 5er clique es geschafft hatte, in unsrem institut nen kursplatz zu kriegen. Eigentlich kriegt man den leicht – wir ehrenamtlichen werden ja nicht gezahlt. Man muss einfach mal WISSEN, HINGEHEN, sich den platz ABHOLEN! Da wir xmas pause hatten, sagte ich mehdi, wir treffen uns mal extra (mit seinem kumpel homi) und machen sprachtausch. Ich wolle was vom iran erfahren. Ich bereitete mich vor mit allem was ich hatte, sogar einem aktuellen zeitungsartikel. In den arabischen buchstaben war ich schon gut fortgeschritten, da war persisch ja nur noch ein lapidarer katzensprung. Oder so. nun, so hatten wir ne sprachtauschsession und mehdi prägte fortan mein bild vom iran nachhaltig. Er verabschiedete sich bald aus meinem kurs, weil er einen edlen bezahlt-kurs gekriegt hatte. Die habens dann nimmer notwendig zu uns ehrenamtlichen zu kommen. Aber immerhin war mehdi so nett, sich mit einem ganz freundlichen mail von mir zu verabschieden. Seltenheitswert. Ich liebe den iran und seine leute. Anmerkung zu meinem Bild: ich wollte den farsi-schriftzug für iran machen, fand ihn nirgends zum nachschreiben./346w272