53-Flashmobs

diesen august jährt sich zum 13. mal die entstehung der kultur der flashmobs. ich war damals auf twoday beheimatet und selbstverständlich war auch mein erster kommentar gegenüber dieser gesellschaftlichen erscheinungsform ein skeptischer. doch unversehens war ich schon in die ganz bewegung hineingekippt. der erste flashmob fand bei dongil statt. der zweite hätte im zehnten stattfinden sollen – war jedoch ein blindgänger. keiner hatte zetteln verteilt: zum procedere. ein flashmob wird im internet ausgerufen und alle, die teilnehmen wollen, finden sich an ort und zeit ein. gegebenenfalls mit entsprechendem gewand oder utensilien. der initiator ist dafür verantwortlich, die anweisungszettel auszuteilen. auf denen steht eine regie, was zu geschehen hat. in der gruppe – vermeintlich spontan, wie aus heiterem himmel. in summe dürften wir es damals auf 28 flashmobs zwischen august und februar gebracht haben. es war immer darauf zu achten, dass die flashmobs keine politische oder kaufmännische bedeutung haben. leider wurde die bewegung aber zwischenzeitlich genau in diese richtung verdreht. das ist zwar bedauerlich – aber wenn ich so zurückdenke, erwachen da sehr berührende erlebnisse in meinem gedächtnis. gegen blindgänger hatten wir nämlich auch bald ein mittel gefunden. die backup-flyer. wenn sich die leute einfanden und nichts geschah, dann trat ein guter mensch auf, der eine reserve-regieanweisung in petto hatte. das wurde aber selten gebraucht. im großen und ganzen waren unsere initiatoren verlässliche leute.  http://flashmob.twoday.net/topics/wien  /220w341

52-Agendas_Wilde_Tiere

in einem bezirk wiens gab es von 2003 bis 2009 die agenda. leider wurde die von mir in der aktiven zeit nur von außen betrachtet, und ich hatte keine eigenen ideen, die dort einzubringen gewesen wären. glücklicherweise war ich aber zumindest am abschiedsabend zugegen – konnte dokumentationsmaterial der aktivitäten der vergangenen jahre, und weitere informationen darüber bekommen. besonders beeindruckt hat mich dabei die aktivität eines junggebliebenen graugelockten mannes, der die aktion ‘wilde_tiere’ gestartet hatte. er hatte damit die mauersegler gemeint, die jährlich zwischen mai und juli bei uns zu gast sind. die sollten gezählt werden. mauersegler sind eigentlich schwalben und sie können nicht direkt vom boden wegfliegen: sie benötigen dafür immer eine respektable fallhöhe. nur in alten häusern befinden sich nischen, in denen diese vögel daher heimisch werden können. ich war beruhigt, dass die mauersegler auch heuer wieder bei uns zu gast waren. und jedes mal, wenn ich sie hoch in der luft herumflitzen sehe, denke ich an den initiator der ‘wilden_tiere’: jener wildtier-initiator hat beim agenda-verabschiedungsabend was total schönes gesagt, was ich nie vergessen werde: “Als ich beim Agendabüro mit meiner Idee hineinkam, da stand mir die Tür WEIT OFFEN. Und ich wünsche Euch, dass – wo ihr hingeht – Euch die Türe weit offen stehen möge!” Diesen Satz hab ich seither nie vergessen. Mit ihm verbunden sind alle Bilder, die ich in den Dokumentationen über die Agenda-Aktivitäten sah./225w339

51-Single_Michel_Jourdan

während meiner singlesuche lernte ich eine unzahl an verschiedenen charakteren mit den exotischsten nicknames kennen. einer von diesen war jemand aus ostdeutschland, der sich michel_jourdan nannte. er hatte ein sehr ebenmäßiges, für meine ansprüche fast babyface-haftes gesicht. aus irgendwelchen gründen, welche ausdrücklich nicht horizontaler natur waren, war dieser jourdan bei mir zu gast. es war in einer zeit, wo das gastlichste zimmer, das ich gästen aufwarten konnte – mit entsprechender sitzgelegenheit – das hinterzimmer-kabinett war. es hatte damals noch ausblick auf ein niedriges einstöckiges haus aus 1900. michel jourdan saß ganz entgeistert in diesem zimmer und verlieh ihm den ehrenausdruck ‘turmzimmer’. oft in unserer späteren korrespondenz schwärmte er von diesem meinem bescheidenen turmzimmer und wir hofften, das zu wiederholen. ich glaube, ihn mal in einem kino wiedergesehen zu haben, wo er dann schon in begleitung war. das hatte ja nicht lang gedauert. michel jourdan, bim-konstrukteur, hat mich in die ostalgie versetzt. er erzählte mir, wie komplikationslos man dort früher gegenseitig besuch abstattete. man kam einfach vorbei, ohne anmeldung, die tür oft nicht mal unversperrt. diese usancen sind dort nun schon knapp 30 jahre her – und haben sich zwischenzeitlich voraussichtlich auch stark geändert. schade, schöne ostalgie./191w337