117-Heim_Fremdes_Heim

diese ist eine auf tatsachen beruhende episode, in der ich nur den ein oder anderen namen habe ändern müssen. ich hatte schon in der volksschule eine freundin, die hieß andrea. sie konnte mich nicht mit ins gymn begleiten, weil sie wurde von ihren eltern ins B-heim geschickt. nur eher mühsam gelang es in der folge, mit ihr zumindest sporadisch kontakt zu halten. warum wurde sie ins heim geschickt? geordnete familiäre bedingungen, eltern zusammen, sie hatte eine schwester, welche erhöhten betreuungsbedarf hatte. und so dachten sich die eltern ‘schick ma halt die gsunde ins heim, die dapackt das besser. und um die adhs patientin kümmern wir uns selbst.’ wie großzügig aber auch. jetzt wurde andrea quasi bestraft dafür, dass sie ein gesunder, zurückhaltender, freundlicher und lernfreudiger mensch war (damals noch). in der folge geschah andrea im B-heim weitgehend das, was ehemalige heimkinder heute bekriteln und weswegen sie gestern direkt im parlament aufruhr erzeugten. der kanzler hatte sogar den mut gehabt, dort zu sein. eine alte frau sprach ihn an und zwang ihn, ihr was zu versprechen. unter tränen zwang sie ihn. sie erklärte ihm, was menschen eigentlich in altersheimen alles durchmachen. und tatsächlich hatten wir ja noch vor wenigen wochen den fall in einem heim in niederösterreich gehabt, wo gewisse pfleger nichtmehr-selbstäußerungsfähige patienten herannahmen, um sie mit seifenlauge und was weiß ich noch allem zu foltern. ich habe mir die details nicht gemerkt. vermutlich im zuge eines verdrängungsmechanismus. es schließt sich so schön der kreis. auch andrea wird im alter kein geld haben, um sich ein heim um 3000€/M zu leisten. sie wird an eine jener stätten gebracht werden, wo so unsägliche dinge passieren. die geschichte hätte noch zwei exkurse zu bieten. der eine wäre jener SciFi Film, in dems nur ne volkspension gab, die man den leuten abnahm, dafür dass sie dann in entsprechende erholungsheime geschickt werden. kein weiterer kommentar was sie dann dort erwarten würde: ein lagerfeeling, sagn ma mal so. exkurs 2: NL/BE – 2 länder aus denen ich dank nos.nl rtbf.be so gern nachrichten verfolge. sie sind neben der schweiz vorreiter in der disziplin des begleiteten freitods, um das böse E-wort zu umgehen. und die art von druck, die auf patienten ‘dorthingehend’ ausgeübt wird, die ist freilich relativ und liegt im ermessen des manipulierers./347w718 pixabay creditfree wikimediaImages

116-Weihnachts_Z(a)uber

frau leibl hats in der wienerzeitung so schön beschrieben. im vorjahr noch bin ich in derselben verachtung wie jedes jahr an jenem markt per tram vorübergefahren, hab mein französisches pärchen hingeschickt, die wien-im-zuckerguss haben wollten. auch ich erinnere mich gut an jenen wundersamen herzerlbaum. auch konnte man noch wandeln im grünen unter den geschenkbäumen. das alles ist jetzt weg. die süßen kinder haben wieder ihr laternderlfest und wollen sich auf der wiese zwischen den bäumen treffen. es geht nimmer. die wiesen rechts sind streng eingezäunt. links hat man verzweifelt versucht, einen antizipierten eis-alb-traum zu installieren, um die dummen besucher und Rinnen um ihr blödes geld zu erleichtern. aber keiner ist so deppat und fährt dort. das heißt aber gleichzeitig, auch links kann man sich unter den bäumen nimmer aufhalten! irgendwo vorm scheißheisl habms angeblich a ringl-gspü einepickt. aber so maso bin ich nicht veranlagt, dass ich mir das live anschau. jedenfalls – im vorjahr hatte ich noch kein recht, den markt ob seiner überfülltheit und geldgeilen ausbeuterei zu verurteilen. heuer hingegen habe ich diese berechtigung durchaus. dieser xmess-zuber von heuer ist wirklich scheiße geworden. dass muss mal in aller klarheit und deutlichkeit zum ausdruck gebracht werden. hoffentlich ist der schas bald wieder vorbei. machts den platz wieder frei! des is so ka zustand.

115-Meditator’s_Bananas

anlässlich studienabbruchs reiste ich nach lukrativem sommerjob anfang okt bis mitte jan nach asia. um die ruhe zu finden. nicht wissend, dass die dort keine haben. aber in what khao tham, ko phan gan gabs angeblich eine. also ich dahin. zuvor schon eine anleitung für ebendortiges wat gekauft. 2 wochen stille-in-meditationsgruppe. diese hätte nach zweitägiger anwesenheit aller beginnen sollen. wo alle wild durchanand sprachen aber ich schon stille finden wollte, endlich. ich hatte den job ‘washing pots’ ausgefasst, hätte aber besser floor-sweeping wählen sollen. das letzte essen vor der stille war deliziös. man hätte seine preziosen (dokumentensackl, schecks, geld) zur sicheren aufbewahrung abgeben sollen/können. was ich nicht tat, in weiser voraussicht. der lehrer war oberklug und bevormunded. ‘if you sit this way, this is quite ok’ sagte er. er erklärte uns die meditators bananas. asiatische kleine bananen haben kerne. das kann westler überraschen und eine plombe kosten. deshalb müsse man diese bananen ganz langsam beißen. ich hab ne zahnkrone. manchmal beiß ich in eile und lande schief auf der krone, was ein quietschgeräusch im kopf erzeugt. grade noch. zum glück wieder nicht ausgebrochen. das mahnt mich zurück an die meditators bananas. immer meditativ kauen und essen. dies ist sehr wichtig, auch physiologisch. ich schiss letztlich auf den medi-kurs und flüchtete. hatte alles beinand und ja schließlich meine schecks nicht abgegeben. ich bin doch nicht blöd. das war mein meditationsausflug zum wat khao tham: möge selbiges hingeh’n in frieden./233w703 pic creditfree by stevebp_pixabay

114-Linguistische_Abfuhr

wenn und vor allem wie der sprachtausch endet. man lernt sein leben lang sprachen, hört mit gestiegenem alter auf zu reisen und schwört sich, man würde die sprachen fortan im eignen land durch native speaker üben. in zeitungen inserierende wollen geld. bei der quantität an sprachen kontere ich jedoch mit deutschunterricht. dabei unterläuft mir so manch bizarres missgeschick.
der türke: nachdem mein bester lehrer sich mehr um die familie kümmern musste und eh fließend deutsch sprach, suchte ich einen nachfolger. wochenlang taten wir rum wegen eines treffens. endlich wärs so weit gewesen, ne stunde davor sagt er lapidar via sms ab, er würde sich heute lieber mit seinen freunden treffen. ich reagiere garnicht drauf. das ist das beste, was man tun kann. nichtsdestotrotz hat er die frechheit, weiter nach einem termin zu fragen. ich reagier wieder nicht und er kapiert.
der spanier: ein erasmus, der raucht. ich muss ihn während des rauchens vom tisch wegschicken, wiewohl wir open air sitzen. er versteht dies nicht und es kommt nie wieder zu einem treffen. er war ja eh zu jung.
der franzose. ein echter und nicht mit dem starken afrofranzösischen akzent. sondern ein franzose, der wirklich in frankreich aufwuchs und ein waschechtes sarkozy-französisch spricht. ein leises, unaufdringliches – perfekt, wie musik. aber oh wunder, tausende sprechen auf den an. ich bin die vierte die anfragt. mit dreien trifft er sich schon. ich hab da keine chance mehr. aber er sagt höflich ab. ein eleganter mensch eben – doch außerhalb der reichweite.
die asiatische, attraktive ami-englischfrau. das klassische karrierebesessene university girl. und ich treff sie ausgerechnet nach meinem beruflich härtesten tiefschlag. sie hört sich das geduldig an, auch mein appaling-english. ich kapier, dass sie mich nie mehr treffen will. ne hipster-göre wie sie will nur erfolgsmenschen treffen. es verirrt sich noch ein sms von ihr an mich, das sie versehentlich dem falschen empfänger schickte. eine letzte unbeabsichtigte watsche also. go to hell, thats all i can say.
russkij: 2 leute. erst ein mann, dann eine frau. beide putinversteher. einer will geld. und folgestunden ausmachen. und dass ich seine restaurant rechnung bezahle. ich die ich selber prekär bin. draussen will er sitzen, wiewohl drin rauchverbot herrscht. draußen zieht der rauch der nebentische zu mir. nur asthmatiker können dies nachvollziehen. ich beende die kollaboration. bekomme aber noch jahrelang putinverstehende videos aus youtube nachgeschickt, dass es stalking gleichkommt. ja und dann die reiche ex-bankerin aus russland. sie redet mich jedesmal auf russisch in grund und boden. ich sitze schmähstad da und nicke freundlich. auch als sie ihre putinverstehenden phrasen drischt. ich stelle in paar fragen. nach chodorkowskij zum beispiel. und vielem anderen. das wird ihr unangenehm. sie sagt das vierte treffen ab. um sich daraufhin nie wieder zu melden. derzeit also kein russischtausch. weil ich unangenehme fragen stellte. zum deutschreden kamen wir kaum. also hatte sie ja auch nix davon.
fazit: man lernt sich krumm und blöd, um am ende festzustellen, es gibt keine tauglichen natives. was macht man: dvds kaufen und die einschlägigen sprachspuren hören. nur robin williams wird in englischem original gehört. denn ihn zu synchronisieren, käme blasphemie gleich./512w

113-Schleich_En(d)t_Eignung

über die schleichende enteignung und die forcierte verarmung des mittelstands, subsumiert als tax-the-rich. es ist ganz schwer, hier abstrakt zu bleiben, so verändere ich die situation in ein versinnbildlichend-realitätsnahes fallbeispiel. wir sprechen von walter. er war akademischer manager in einem technikkonzern und wurde wegen leichter neurodermitis rauskomplimentiert. mit mitte 50 war er arbeitslos und nicht mehr qualifiziert vermittelbar. walter hat alles durchgemacht. von obskuren arbeitslosigkeits-beratungsstellen, bis hin zu nervenerfetzenden sozialökonomischen betrieben, welche – wie wir schon lange wissen – mitnichten freiwillig sind. darauf näher einzugehen würde den rahmen der domain sprengen. walter hat ja mal gut verdient, als familienvater – als manager. er hat vorgesorgt und wie macht man das heute, wenn man sich nicht auf eine volatile versicherung einlassen will? nun, mit einer vorsorgewohnung: einer eigentumswohnung also. jetzt aber war walter arbeitssuchend, schon einige jahre. wäre walter in deutschland, würden sie ihm die wohnung rauben – wegen hartzIV nämlich. dies geschah ihm nicht. denn walter hatte eine respektable notstandshilfe. er musste nicht aufstocken. walter hat eine studierende tochter. diese ging ne weile ins ausland: aupair mit sprachkurs, erasmus u/od ähnliches. sie kommt wieder heim und hat die probleme aller jungen akademikerinnen: sie findet keinen job und landet befristet in der gefürchteten prekarität. was passiert, wenn walter eines tages – er ist ja mittlerweile gottlob schon korridorpensioniert – von uns geht. seine einzige tochter wird die eigentumswohnung bekommen. nach neuem erbrecht ist der verkehrswert zur steuerermittlung ausschlaggebend. die tochter braucht dringend geld, weil sie wieder mal keinen dienstvertrag hat. sie lässt sich breitschlagen und verkauft die wohung, um diese verkehrswertsteuer zu entrichten. dabei aber fällt die unschuldige und ahnungslose tochter erst recht aus allen wolken. jetzt fällt auch noch die ertragssteuer an und damit ist ein drittel des erlöses weg, neben jener verkehrswertbasierten steuer auch noch. warum dies? wegen tax-the-rich. weil die paar, die sich noch mühsam mit krediten was aufbauen konnten, bluten werden. sie werden gleichgemacht dem, der garnix hat. denn dieses volk setzt man dann vor verdummende fernseher, serviert billiges brot und stupide spiele – und kann mit den forciert verarmten leuten dann schlittenfahren. damit der sozialstaat fein finanziert wird. wegen der umverteilung warats nämlich g’wesen. nicht in betracht ziehend, dass man sich damit ein ganz schön zorniges volk heranzieht, welches dann wen wählt? siehe ‘geister die er rief’./373

112-Geister_Die_Er_Rief

wie wir – aus dem gutmenschland – alle wissen, steht die welt mittlerweile vor einem politisch-populistisch umwälzenden phänomen, das von stupid-mutigen wutstimmen armer, enteigneter, zu kurz gekommener wutbürger ausgeht. in ihrem verzweifelten zorn wählen sie etwas, bei dem sie absolut nicht wissen, was dabei auf sie zukommt: aus reiner lust auf den opportunismus. es ist schwer, hier keine namen zu nennen und um konkreter zu werden, muss ich hier zumindest von einem herrn S und einem herrn T sprechen. T will die obamacare günstiger machen und nur teile davon weiterführen. allem voran will T die steuern senken, seine mauer zu mexiko wird in teilen aus zäunen bestehen. anmerkung: das tut sie ja jetzt schon. seine im krebsgang irrlichtartig einherschreitenden spin(n)-doktoren und -rinnen werden selbige zäune als ‘türln mit seitenteilen’ bezeichnen, sobald für diesen preisverdächtigen begriff eine brauchbare englische übersetzung gefunden wurde. der rustbelt in den united states of T. besteht aus unmengen an aufgelassenen fabriken, die noch vor wenigen jahrzehnten ganze familien und generationen ernährt haben.sie wieder aufzuschließen, versprach T – mit der realität konfrontiert wird die rede dann wieder davon sein, ersatzfabriken herzuzaubern, weil sich amerika künftig wieder alles selbst erzeugt. damit haben amerikaner arbeit, aber auch teurere artikel. wir schauen uns das in aller ruhe jetzt mal erste reihe fußfrei an. spätestens anlässlich der midterm-elections wird das bis an die zähne bewaffnete einstige stimmvieh kneißen, das sich all dies schon rein rechnerisch kaum ausgehen kann. denn es sollen ja allem voran im trumpland mal ganz kräftig steuern gesenkt werden.
am viktoradler markt hörte ich mir vor über einem jahr mit sehr viel mühe eine gesamte rede vom herrn S an. ich wollte hinter seinen aussagen ein stimmiges system entdecken – hatte ich ja zuvor schon auf einem seiner vielen sozialen nationalnetzwerke versucht zu orten, ob er etwa tragfähige modelle zur lösung des eklatanten arbeitsmarktproblems hat. der rundfunk überträgt nur auszüge. drum war ich zur totalversion gezwungen. ich hatte die ruhe, mir auf diesem von aussehensoriginellen individuen übervölkerten platz, diese ganze rede anzuhören. beinhart. von der ottiband bis hin zur bundeshymne mit konfettifeuerwerk vor einem – an jenem tag wirklich äußerst malerischen – sonnenuntergang. es konnte dabei echt stimmung aufkommen: sogar in eingefleischten realisten und -rinnen wie mir! ich bin ja ökonomin. zwar nur eine dreiviertel-ökonomin nach studienabbruch – doch immerhin soweit des rechnens fähig, dass ich mir auch dort am platz beim durchkalkulieren seines wütenden reißbrettkonzepts dessen gewahr wurde, dass sich das, was S vorhat, hinten und vorne budgettechnisch nicht ausgehen kann.
nun ist es aber so: und das gilt für S, wie auch für T: wenn die benachteiligten gestalten, die derlei zuhauf gewählt haben, draufkommen, dass das konzept auch nur mittelfristig nicht hält und zu noch mehr verarmung der armen führt, dann richtet sich der geballte zorn, welcher ja von T und S selbst geschürt wurde, gegen die führungsperson. diese wiederum kann selbigen nur mit polizei- u/od militärgewalt krampfhaft ‘beschwichtigen’. zu hoffen bleibt letztlich, dass unser kleines gutmenschland nicht der europäische vorreiter in jener unheilverheißenden entwicklung ist. jedoch hindert es mich nicht dran, den derzeit laufend medial beschwichtigten zorn des populisten-wählvolks ernst zu nehmen, ihm auf den grund zu gehen und entsprechend zu handeln. damit ist jetzt die schwebende gratwanderung, wie sie etwa ein außenminister pflegt (stichwort obergrenzen / türkei / australien) gerechtfertigt und erklärt. mit einer augenverbundenen krampfberuhigung, wie sie die neos, bobos und grünen handhaben, werden wir in dieser momentan so umstrittenen situation nicht weiterkommen, sondern uns nur immer weiter ins bösmenschland hineinreiten./569w