166-Eighteen_Weeks_Ö1

  • MO 17h Spielräume Walther Soyka, Moldens Musikpartner
  • DI 21h Hörspiel J. Piringer
  • MI 21h Sbg. Nachtstudio: Faulheit
  • DO 21h Im Gespräch R. Schrott
  • FR 23h Lange Nacht: L. Knessl
  • SA 22.43 H. Jasbar zu Silvester
  • SO 14h Menschenbilder R. Scheidl

165-Erodierende_Schicht

die mittelschicht meidet ängstlich den kontakt mit der unterschicht aus angst, sie könne eines tages so werden wie sie. An die ständig schwelende gefahr des abrutschens will niemand erinnert werden. Fürs abrutschen gibt’s mannigfaltige gründe: probleme und suff, frau-geht-fremd, altwerden, burnout-kriegen, sonstige krankheit, (alters-)gemobbt werden, arbeitgeber geht pleite, firma sperrt zu, man ist alt; höhere gewalt, die vermögen zerstört, terroranschlag oder ähnliches, das einen (indirekt) trifft und aus der bahn wirft.
Automatisch identifiziert sich die sogenannte mittelschicht mit der höheren schicht. Doch im moment, wo ihr wohlstand vor allem von arbeit abhängt, kann ab einem gewissen alter alles verloren gehen – zumal das individuum von den tücken des arbeitgebers abhängig wird. innerhalb der ‘mittelschicht’ gibt’s ne bessere, die ‘vermögende’ mittelschicht. Sie muss deswegen noch lang nicht zu den superreichen gehören. Sie ist zwar lohnabhängig, hat aber ein backup. Durch die linkslinken bestrebungen à la tax-the-rich wird grade diese mittelschicht vorsätzlich erodiert. Durch vermögensbezogene steuern wie grunderwerb, immobilien’ertrag’, in manchen ländern auch durch eine erbschaftssteuer. Jetzt gibt’s länder, in denen die mittelschicht schon komplett erodiert ist durch solche steuern. Als beispiele werden in nagillers-Ö1-dimensionen-sendung japan/usa genannt. Man versuche dort verzweifelt, wieder eine mittelschicht herzustellen, doch gelingt dies nur im zeitraum von generationen.
Ein beitrag in der österreichischen ‘presse’ weist drauf hin, dass eine vermögensbesteuerung der wirklich reichen, also ab 1 mio euro, nur rund 2 % treffen würde. Es wäre nur ein tropfen am heißen stein, verglichen mit den bedürfnissen. Also müsste man die grenze niedriger ansetzen. Damit aber wird bereits an der mittelschicht geknabbert=Erosion. Sie zahlt diese steuern weder aus der portokasse, noch reicht ihr laufendes gehalt dazu, und noch wirft ihr vermögen das nötige kleingeld ab. Es gleicht mehr einer sparkasse, in die man reinstecken und reinstecken muss. In zeiten prekärer gehälter sieht sich also die mittelschicht gezwungen zum verkauf. Wer kauft? Wieder die bösen oberen zwei prozent der bevölkerung. Das vermögen wird nach oben hin akkumuliert, anstatt dass es untere schaffen sich eins aufzubauen, oder auch nur zu bewahren. Früher oder später werden alle zu abhängigen lohnempfängern gleichgeschliffen. Glücklicherweise – kann man sagen – schützt sich die mittelschicht so gut sie kann, selber vor den enteignungsmechanismen. Durch ihre identifikation mit der oberschicht ist sie letztlich doch auch gegen vermögenssteuern. Und da zählen die ein oder andren aus der ehemaligen arbeiterschicht – der sozialdemokratie nämlich auch – dazu. In den wirtschaftswunderjahren, die bis ende der neunziger, teils sogar bis in die nullerjahre anhielten, hat sich der eine oder andre ne eigentumswohnung erarbeitet, die spätestens den erben durch grunderwerb/immo-ertragssteuern oder quasiverlust-durch-unbefristete-vermietung (id est niedrigverkaufspreis), verlustig geht.
Noch während der wunderjahre hieß es, die kinder sollens besser haben als wir. Jene generation, dies besser hat, ist vor wenigen jahren frühpensioniert worden, nach einem bequemen arbeitsleben mit quasi automatischem aufstieg. In der dimensionensendung wurde dies verglichen mit nem aufzug der stetig rauffährt. Was nun aber passiert, ist, dass die kinder dieser pensionisten auf einer rolltreppe nach unten fahren und in gegenrichtung rennen-rennen-rennen müssen, um auch nur ansatzweise den standard zu halten, der für die älteren noch selbstverständlich gewesen war. Sie müssen sich ungleich mehr anstrengen, um das niveau zu retten.
Ein hochschulabschluss sei der garant für gutdotierte jobs. Mitnichten. Soviele machten einen – inflationär – dass sie sich gegenseitig die minderen, prekären, befristeten jobs vor der nase wegschnappen oder sich in praktika gewissermaßen ‘prostitutieren’ – anbiedern müssen. Sie sind zu in jeder hinsicht billigem menschenmaterial geworden. Entsorgungsfertig, kaum dass sie die vierzig erreicht haben. Rechnen sich aber immer noch – gradezu verzweifelt – zur mittelschicht, welche gleichzeitig mehr und mehr ins abseits rutscht./580w pellissierJP_pixabay