225-Giraffe_Sargnagel

wo wir unten so schön beim herrn schuh waren, schreibe ich nun über meine dezente begegnung mit stefanie sargnagel. stefanie erinnert mich an ianina (suchfunktion: ianina 209-). aber sie inspiriert mich nicht, wie ianina es getan hätte. sargnagel ist trashiger. und kurz. nichtsdestotrotz. ich konnte das rotkäppchen sargnagel in der 6-er straßenbahn zwischen eichenstraße und margaretengürtel beobachten. sie ist eine dame, die raucht und raucht und raucht. ich frage mich ernsthaft, wann sie denn krank wird davon. nicht dass ich das irgendwem wünschen würde. aber es muss doch sowas wie gerechtigkeit geben auf dieser welt. und diese gesundende gerechtigkeit trifft dann doch immer irgendwie die falschen. wie haymo, den wir unten zu grabe getragen hatten. am zenit seines lebens.
ich sitze im sechser. sargnagel steigt ein. sie hat ihr rotes käppchen auf. darüber aber einen kapuzenpulli. also die kapuze ihres pullis, so als wolle sie nicht als sargnagel erkannt werden. sargnagel hat ein teures hardback-buch mit sich, es ist noch verschweißt. hals-der-giraffe von frau schalansky. erst das zweite schalansky buch. ich suchs auf wikipedia und finds nervtötend. langweilig. ich würds nie lesen. aber egal. es berührt mich so, wie die sargnagel schon so geil ist auf dieses buch. und mit ihren fingern den plastik-schweißverband runterkletzeln will. wie gern würd ich ihr meinen fiesen postschlüssel reichen, damit sie eine kerbe ins schweißplastik damit schlüge. aber ich gebe mich nicht zu erkennen als eine sie erkennende. aber vielleicht hat sie schon erkannt, dass sie erkannt wurde. wie gern würde ich ihr meinen sitzplatz anbieten, damit sie in ruhe lesen kann. endlich gelingts, das plastik vom hals der giraffe runterzukletzeln. wie gern nähme ich ich ihr das dämliche plastikhäutchen ab. aber sie steckts vertieft in ihre jackentasche. und dann liest sie ihr buch von der schalansky. stehend. lakonisch. unerkannt. genial-knuffig. underStatement. leider steigt sie gegend margaretengürtel/West-bhf oder so schon aus. ich habe gewonnen. sie erkannte nicht, dass sie erkannt wurde. nur schalansky hat trotz sargnagels unbeabsichtigter werbung fürs buch trotzdem keine zusätzliche leserin bekommen. 331w pixabay_gianfrancodebei

224-Glück_ist_Atmen

In meiner Dankrubrik im ‘About’ ist Franz Schuh erwähnt. Er wird nun bald 70 und ist für mich genauso inspirationsbringer wie phettberg mit seinen wöchentlichen gestionen. zu seinem neuesten buch resumiert schuh ‘glück ist atmen’ (können). er hat -zig rubriken über glück verfasst und kommt zu dem schluss, dass es einfach als glück empfunden wird, atmen zu können. diese authentische bescheidenheit ist unglaublich berührend. authentisch ist sie für mich als asthmatikerin, weil ich das phänomen des erstickens durch diverse asthma-attacken leider nur zu gut kenne. ich erlaube mir den spray nur selten. so selten, dass ich befürchte, meine fachärztin könnte mich wegweisen, weil ich unachtsam mit der symptomatik umgehe. aber wenn ich mir den spray mal erlaube, dann erfahre ich dieses glück, von dem franz schuh da spricht. er ist ein wohlgenährter zeitgenosse und man hört in der art, wie er dies sagt, richtig raus, dass er den kampf um luft wohl ziemlich gut kennen müsste. und mit meiner eigenen bescheidenen erfahrung kann ich nun sagen: nach atemnot einfach wieder atmen können, ja – das ist glück.
nichtsdestotrotz muss ich – gemeinsam mit meinen kampfgenossen des nichtrauchens – immer wieder verhöhnungen seitens rauchern erleben, die ihre sucht weiterhin durchsetzen wollen. deren allerneueste taktik besteht etwa darin, sich vorm meeting-saal zu treffen, rauchend – und alle die brav im meeting-saal auf die besprechung warten, sterben deppat, cum molto tempore. oft beschleicht mich das gefühl, dass ich in der form aller krankheiten leiden muss, die DIE sich eigentlich mutwillig anrauchen. sie selbst aber erfreuen sich höhnisch auch in hohem alter bester gesundheit. nicht so mein franz schuh. er versteht mich wohl in dem punkt. hat ER je geraucht?
schuh macht sich stark für die bademanteldemo zu ehren udo jürgens. er outet sich angeblich als dabeigewesener. ich freu mich, dass die demo so oft erwähnt wird. ich war nämlich auch dabei. und ich kann bezeugen, dass es schon vor dem stattfinden einen derartigen krawall in puncto spaßdemo gegeben hat, dass die am ende durchaus brav mitten über die kärntnerstr gezogen sind und den ring nicht tangierten! aber keiner, der nicht dabei war, weiß wie diese route ausgesehen hatte!
franz schuhs atmen erinnert mich an einen kampfsportmeister, der am höchsten, schwarzen kyu-grad draufkommt, dass die lösung allen kampfes der nicht-kampf ist. sein atmen erinnert mich an den italienischen sänger zucchero. der wunderbare lieder macht und auf seiner platte ‘miserere‘ sagt ‘a volte la migliore musica è il silenzio.’ und zum abschluss dieser geburtstags-reminiszenz will ich meine einzige begegnung mit herrn schuh erzählen. vernissage, er ehrengast. an der seite der bühne sind cirka 5 sessel frei. erschöpft setzt er sich hin. erschöpft setz auch ich mich hin. und die einzige kommunikation zwischen uns ist ein friedvolles auf-atmen der erleichterung, dass wir da sitzen können, bei jenem anstrengenden event. /457w1509_pixabay_dansamu