250-Joy_Now

a.v.aufseß spricht hier vom jetzt, ich hätte das englische ‘joy‘ mit J assoziiert. nämlich erstens die haptische freude, ohne-gucken 10 fingersystem zu tippen. zweitens frei von der inspiration geleitet, wie ein sprudelnder quell ‘geleitet’ zu sein, und drittens die kleinen lachsalven, die dem inspirierten dann und wann entfleuchen, weil ihm grad wieder so was lustiges einfiel. doch begebe ich mich nun frei-nach-aufseß zum ‘jetzt’.
einer rezenten versammlung unserer ehrenamtsleute bei einem feierlichen gemeinsamen mittagsmahl. ich kam da wie immer zu früh hin. meinen weg kreuzte jeany. ausgerechnet die erzfeindin. tut mir leid. nicht alle kolleginnen dort kann man bedingungslos lieben. die jeany ist mich aus heiterem himmel heraus bei einer team-arbeit während der ausbildung coram publico angefahren. regelrecht aufzumachen versuchte sie mich, grundlos. aus lust an der provokation. ich argumentierte sie rhetorisch nieder und stieg aus ihrem ‘team’ aus. ich arbeitete allein. zugute kam mir, dass jeany nach der ausbildung nie wirklich in die praxis eingetreten ist. aber wenns ein gemeinsames mittagessen gibt, einen fototermin, oder eine eröffnung mit brötchen, dann ist die blutsaugerin jeany immer zur stelle. jetzt waren wir die ersten 2 beim event. jeany unterhielt sich mit den initiatoren, ich saß einstweilen allein an nem vierertisch. an diesen kam dann die telefonistin (links), die flüchtlingshelferin (vis a vis) und die elli (diagonal zu mir).
ich bestellte eine mittelbilligere speise in der restaurant landessprache. die andren bestellten den luxusfisch. ich bekam flott meine leichten krautrouladen, die kaum magenfüllend waren. die andren drei hatten platten von je 60 cm breite. um was im magen zu haben, tauchte ich massenweis brot in meine sauce der rouladen. das brot behielt die telefonistin zu ihrer linken, also ganz weit von mir weg. es wär platz tischmittig gewesen, aber sie kam nicht auf die idee es mittig abzustellen. sie fraß in eile ihre 60cm-platte und nahm jedes mal das für mich doch so wertvolle brot zu sich zurück. so musste ich um jede einzelne schnitte brot bitten. mit meinen armen krautrouladen. ich hatte ja nur bescheiden sein wollen. das hatte ich nun davon. die flüchtlingshelferin vis a vis von mir bekam in ihrem sperlingskörper die 60cm-platte garnicht hinein. stundenlang mühte sie sich ab damit. leicht begierig sah ich auf ihre prall gefüllte platte und musste weiter um jedes einzelne brot betteln. dazwischen hatte ich immer wieder angst, sie könnte den gesamten reingestopften luxusfisch inklusive beilagen fontäneartig ausspeien, mir ins gesicht, weil ihr spatzenmäglein für eine 60cm platte einfach nicht konzipiert ist.
irgendwann war auch diese tortur vorüber. ich sitz immer so, dass ich links und rechts viel platz hab, zum nebentisch. nun saß am nebentisch aber die ‘muli’. eine komplett überdrehte bruhaha-zeitgenossin. mit der sensibilität eines testosteronüberschwemmten pubertäts-elefantenbullen. kaum war ich am klo gewesen und hatte mich an meinen platz wieder zurückgesetzt, rückte diese elefantenbullin ‘muli’ derart dicht auf mich auf, dass wir haut-zu-haut kontakt sahen. provokant sah sie mich an, ihre augen aus 10 cm entfernung. ‘was soll das jetzt’ muss mein blick wohl gesagt haben. ich notierte gschwind einen gesprächsfetzen fachlicher natur, den ich bei einem der gespräche mit-aufgeschnappt hatte. ‘sie redet nix mit mir. sie schreibt nur in ihr buch’, ätzte sie höhnisch zu den anderen. nun, muli wollte sich nämlich mit meiner gegenüberfrau unterhalten. das konnte sie gern haben. diplomatisch entschuldigte ich mich, ich müsse noch einkäufe erledigen, verabschiedete mich höflich bei den initiatoren und suchte das weite. während die leckeren nachspeisen grade runtergetragen wurden. da ich jenes einzigartige talent habe, unentwegt in solch demütigenden loser-situationen zu verenden, kostete mich die gesamte affäre nur noch ein abgeklärtes lächeln. /586w_pixabay_PublicDomainPictures

249-I_nnenschauende_Irrlichter

autorin a.v.aufseß verwendet den buchstaben I für die intimitäten, die ein tagebuch gern beinhält. Sie betont, dass, wenn man seinen inneren zensor (‘engel’ lt. v.woolf) nicht einschaltet, das gute versperren unabdingbar sei. Ich meine, man macht sich dadurch erpressbar. Es ist also gut, mit innerem zensor zu schreiben. Er ist im frontalhirnlappen angesiedelt. Und da der radial außen ist, macht er rund die hälfte unseres gehirns aus. Zahlt sich also durchaus aus, selbigen in gang zu setzen.
Zu meiner betrachtung des buchstabens „I“ nun. Mir fällt an 3 zufälligen filmen in der dvd sammlung eine unbewusste tendenz auf. Ich kaufte ‘changeling’ wegen türkischer sprachspur, ’28tage’ wegen des feschen viggo mortensen, ‘kuckucksnest’ wegen des stoischen riesen-indaners dort drin (er ist zwischenzeitlich leider von uns gegangen). Der rote faden, der die drei filme verbindet, ist mehr oder weniger die teils amüsante ‘freiheit’ des verhaltensinnovativen. Wir finden diesen ja auch in der vorwöchig von seiler erwähnten art_brut. Es ist halt irgendwie erfrischend, sich in diesen rehab-zentren sonderbar agierende menschen anzusehen – wissend, man ist selber geschützt: außerhalb am bildschirm. Und nun lief mir gestern ein passendes buch dazu übern weg. Ich wollt ja erneut ‘keine bücher’ kaufen, und kam grummelnd mit 5 büchern aus dem kuppitsch-outlet/altesAKH. Claudia hochbrunn schreibt in ihrem ‘die welt ist ein irrenhaus und hier ist die zentrale’ im großen und ganzen einen hilfsleitfaden, wie man die verhaltensinnovativen besser versteht, nämlich auch gehirnchemisch – und warum ihnen die medikamente ‘guttun’. Sie bringt das mit einer art trockenen humors, der meinem hier ähnelt. Drum ist es (für mich) angenehm zu lesen. 2015 war’n gutes jahr nicht nur für flüchtlinge, auch für bücher. Wie a.v.aufseß’s diary-heft erschient hochbrunn 2015 mit ihrem rororo ISBN 978-3-499-62948-8. /275w_pixabayPIC_travelcoffeebook

248-Eight_Weeks_Ö1

  • MO 9h radiokolleg: working poor
  • DI 19h dimensionen: schulden
  • MI 19h dimensionen: hermeneutik
  • DO 21h gespräch: afghan. Frauen
  • FR 23h zeitton: libanon
  • SA 17h diagonal: beirut
  • SO 14h menschenbilder: sinologe w.kubin

247-Don’t_Fly_U.S.

WAS mir dieses land auf die eier geht. Es ging mir immer schon auf die eier. Und jetzt ganz ordentlich. Ich habe mir trotzdem einen usa-kalender gekauft. Um zu sehen, wie schön doch dieses land wäre, wärs afoch ned so deppat. Aber in zeiten von nsa darf man das trumpla_la_land ja nimmer beleidigen. Was jedoch bringt mich heute dazu? Christina noelle fliegt nach usa. Es wird ihr gesagt, sie würde dort zuviel zeit verbringen. Kurzum: es gibt schikane par excellence. Über stunden. Ein zwischending aus folter und psy-terror. Erinnert mich an einst: ich wollt einfach nur das bekloppte schloss von aranjuez besichtigen. Was tat man? Weil ich einen rucksack dabeihatte, zog man mich bis auf die baren brüste aus, ob ich sonst was am leib trage. Neben mir gingen die fröhlichen frühpensionisterln mit ihren handtaschen unbehelligt durch. Ich habe spanien nie mehr betreten. Eanare aranjuezer können sa sich sonstwohin stecken und bei der nächstbesten touristenmesse in wien gabs eine standpauke an ein standmäderl, das fortan nie wieder einen messejob angenommen haben wird.
c.noelle ist nicht die einzige. Die freundin meiner bekannten ‘kamille’ hatte vorm letzten U.S.-ausreisen ihr visum ein klein wenig überzogen gehabt. Als sie dorthin zurückreiste, gabs die ganze palette von verhör bis zu ‘anhaltegefängnis’. Kamille, selbst eine südstaatlerin sagte: einst wars so, dass der osten sich so abgeschottet hatte, wie die usa das nunmehr tut. Und frau kamille hatte mir das bitteschön schon anno 2010 gesagt! 9 jahre nach nine_eleven. Werte leser, es gibt videokonferenzen, wenns denn sein muss. Man braucht in des scheiBland nimmer ummefahr’n. Echt nicht. Die zeit ist vorbei. Es will es nicht. Es interessiert uns auch nicht mehr. Tschüss mit Ü.

246-Seilers_Gehen

für ein paar zwischenrufe muss das av.aufseß alphabet (bild-los) unterbrochen werden, schließlich ist wochenende. Ich wollt seilers gehen ja – weil es nun im freizeit heft ne abgesicherte kolumne ist – nimmer feedbacken, aber es hängt heute einiges an annexen dran. Ich geb zu, ich schrieb Cr.kubesch meinen fröhlichen eindruck vom endlich dünnen eher werbefreien heft. Was erwartet mich frech heut morgen an der türschwelle: schon wieder ein phallisches heftl! Naja. Wenn man sich drauf beschränkt, die lästige werbung auf produktionstechnisch überteuerte, pappendeckelartig anmutende mittelblätter einzudämmen, tu ich mir wenigstens beim geflissentlichen überblättern leichter. Dank der pappendeckel lobt kubesch die dicke seines heftes. Und nicht nur das: er hebt pollys artikel hervor, den ich erneut ostentiv zu lesen vermeide.
Ich haue mich aber auf guido ‘guitars’ fast wölfisch anmutende story, die darauf hinausläuft, dass er sich wohler als Ich unter Ichs fühlt. Das ist damit eine starke bobo-eigenschaft: lauter kleine egoistis oder ich-ag’s. Er mag das kollektivierende ‘wir’ nicht. Ich – wölfin – in der meute unerkannt, bin wiederum in einer partei, in der das ‘wir’ stark ist – ich mir aber doch über bestimmte ‘aufzeig-thematiken’ meine gedanken mache, wie ich das ‘aufzeigen’ beim ein oder andren thema heimlich untern tisch fallen lassen könnte (tschuldigung: exkurs des exkurses und leider fachjargon).
In SEILER’s gehen fällt mir heute vor allem jene passage ins auge (handelt sich um gastein), wo er in der ferne ein wesen entdeckt, das kojotisch anmutet, in wahrheit aber 2 menschen sind. Fast genauso schön wie sein kontemplativer text ist heute die schattierung in der braungemalten ummantelung des durchgangs, in welchen er sich begibt.