160-Nammer_und_Mummel

das wölfinsein lebend bin ich schon lange über schwärmerei, anbraterei oder gewisse einschlägige bedürfnisse erhaben. es ist wie mit dem tv-boykott. man glaubt eingangs, dass man ohne es nicht sein könnte. man beißt sich durch die erste zeit und stellt dann fest: oh wunder – man ist gerade eine große sorge losgeworden. aber nichtsdestotrotz bin ich, wenngleich mit einiger nachhilfe durch nahestehende frauen, durchaus noch empfänglich für die schönheit so mancher männer. jene zwei leidlich aktuellen benenne ich hier um in nammer und mummel.
für nammer habe ich gearbeitet. mir gegenüber saß eine junge kollegin. mir war nicht recht, dass nammer rauchte. er rauchte sogar in seinem zimmer – in einem gebäude, in welchem lt. gesetz eigentlich rauchverbot gewesen war. er hatte mich da rein auf eine zigarette eingeladen. welch horrorpicture für mich. ein mann, von nebelschwaden umflort und alles giftig! ich lehnte freilich ab. konsterniert, ja gar entrüstet! meine junge vis-a-vis kollegin schwärmte von meinem nammer. erst durch sie kam ich drauf, dass das eigentlich ein wirklich urtoller hecht war. mal ging ich mit ihm durch die firma und eine frau sprach ihn an, die ihn entfernt kannte. sie muss mich beneidet haben, dass ich für nammer arbeitete. in wirklichkeit wars aber einer der beschissensten jobs ever. ich bin bis heute verliebt in nammer. einmal noch sah ich ihn in der u-bahn. im stadtpark musste ich aussteigen. er blieb drin sitzen wie eine schockierte salzsäule. baba herr nammer. i’ll never forget U. wir war’n immer per sie. er lebte in geordneten verhältnissen und war ein iran-fan. er war mein marlboro-man.
aber jetzt ein paar worte zum rumänischen tänzer mummel. ja, schön war der immer. eigentlich wussten das alle. aber da wir fast nur frauen waren, sprach das keine aus. eine sitznachbarin sagte ihm auf den kopf zu, dass er tänzerische vorbildung hätte. was toll an ihm war und selbstverständlich immer noch ist: er lebt in meiner ehrenamtswelt. er ist also im sozialen bereich tätig. er hat also für alles verständnis. für anderssein, für armut, sicherlich auch für die ein oder andre sonderlichkeit. er ist immer nett. man weiß nicht so richtig, was er denkt. er ist von allem und allen der chef. aber ich hätt ihn nicht gern als chef. wie bei jedem netten chef würd ich das nettsein früher oder später – ohne dies zu merken – ausnutzen. und ich will nicht dieses desequilibrium in unsere nichtbestehende beziehung bringen. sollen die andren schwärmen. ich bin erhaben./404w1006_pixabayMelly95