380-Manisch_Manuell

wo auch immer ich hingeh, ich mach notizen – ich kritzle notizen. die enthalten zwischenzeitlich soviele codierte abkürzungen und teilweise steno kürzel, dass sie kaum ein anderer entziffern könnte. ich glaube, vier wochen später könnte ich sie auch kaum entziffern. es ist das unmittelbare aufkritzeln, das mich die inhalte auch geistig internalisieren lässt. oft schielen nachbarsaugen leicht neidisch auf meine notizen, es macht sie ja keiner sonst. früher habe ich mich bemüht, von wichtigen besprechungen, vorträgen, diskussionen, für andere protokolle anzufertigen. bis ich merkte, wirklich brauchen tut die ja eigentlich eh keiner. und jetzt lasse ich das bleiben mit dem reintippseln. weil ich habe das zeug ja für mich internalisiert – und die anderen machen das halt ohne kritzeleien. was mich jedoch ziemlich erzürnt, sind mitmenschen, die notorisch zu spät kommen und mich noch während laufender veranstaltung fragen, was denn zwischenzeitlich vorgefallen ist. ich weiss es nicht. es steht alles am papier, aber ich kann es kaum entziffern. ich war nur der kanal und die hand hats dann abgekritzelt. also diese spätkommer wollen, dass ich mitten während laufenden vortrags zu tratschen anfang und der spätkommerin sage, was alles war. ein akustisches multitasking gewissermaßen, das unhöflich auch noch wäre.
ja und protokolle-schreiben: ich dachte früher, ich wäre talentiert dafür. bis die leute bekritelten und bekritelten. meine protokolle wurden unengagierter, bis ich mit erstaunlichem aha-effekt feststellte: wenn die protokolle nicht entstehen, dann merkt das ja irgendwie auch keiner, weil sich keiner je dafür interessiert hat. und dabei ist es doch enorm belastend, über wochen hinweg zu wissen, dieser kritzelei von damals ist man noch das protokoll schuldig. für wen? dass man dann gesagt kriegt: bitte keine solchen textblöcke verfassen? tschuldigung aber götzzitat.
es gäbe aber ein ganz liab’s BIACHL, das die sachlage ein klein wenig professioneller aufrollt. /293w