135-Fiese_Viertmittelerde

es war einmal das nig (i.e. neues institutsgebäude universit*tsstraße). Wenn man dort vom eingang runter zum hörsaal ging, stand und steht da geschrieben ‚die wissenschaft und ihre lehre ist frei‘.Diese werte sind nunmehr den stein nicht wert, in den sie gemeißelt sind. Und warum dem so ist, darauf will ich in meiner viertmittelgeschichte eingehen. Insider wissen, dass es sich genaugenommen um eine „dritte“ mittelerde handelt, doch damit sie mir hier keiner erkugelt, musste ich den namen redaktionell geringfügig ändern.
Jene weiterbildungsinstitute, die in unserem land mit forschung betraut sind und primär von öffentlichen geldern leben, bekamen bis zum auftauchen der unsitte der viertmittel ihr basisbudget jährlich bis dreijährlich zugestanden. Sie wussten, womit sie zu rechnen hatten und konnten sich dieses geld einteilen. Nun, im zuge der sparbestrebungen musste dieses geld schmerzhaft gekürzt werden. das konnte der staat aber durch die hintertür machen. Er sagte einfach: wir setzen förderungsinstitute in das land (die einen haufen an verwaltungsaufwand verschlingen), und einen teil eures bisherigen sicheren budgets müsst ihr euch nun verdienen: ihr müsst es euch erkämpfen, und zwar gegeneinander. Forschungsabteilung gegen forschungsabteilung. Wissenschaftler gegen wissenschaftler: Aug um aug, zahn um zahn. Was früher die frohe wissenschaftliche gemeinschaft mit gesicherten pöstchen war, entwickelte sich zu einem ellbogen-kriegsfeld, von dem wir im lande so bald kein zweites haben. wissenschaftliche forschung MUSS auch risiko beinhalten, so der heurige, japanische chemie-nobelpreisträger. diesen mut zum risiko muss man haben. es kann also sein, dass das ergebnis eben KEIN ergebnis ist. wie aber rechtfertigt man diesen vermeintlichen fehlschlag vor den gewinnorientierten geldgebern? man ist dann ‘gestorben’ für weitere projekte.
höflich darf ich daran erinnern, dass oben von weiterbildungsinstitutionen die rede ist. der wissenschaftler lehrt zwar auch, aber er rettet seinen sessel nur mit der prekären forschung. lehrende werden rücksichtslos weiter in prekäre vertragsbehältnisse geschachtelt und um sie bei laune zu halten, bindet man ihnen eine karotte auf den rücken, sodass sie wie ein esel immer vorwärts traben – in der vagen hoffnung, die dämliche karotte je zu erreichen. damit verkommt die lehre zu einem stiefmütterlich behandelten beiwagerl ohne echtes ‘herzblut’, ohne innere beteiligung. sie geschieht nicht mehr um ihrer selbst willen, wird schimäre und alibi.
Der wissenschaftler kann jetzt nimmer geruhsam vor sich hin forschen, sondern er muss etwas ersinnen, was erfolgs- i.e. geldversprechend ist. Die inspiration (siehe ‚heureka-anekdote‘), die ist damit ein für allemal dahin. Denn er ist ja nichtmal mehr abgesichert. Er muss sich von gefördertem projekt zu gefördertem projekt zittern. Er traut sich nur für drei jahre eine wohnung anmieten und mitnichten wird er so fahrlässig sein, eine familie zu gründen. Außer eine solche ‚passiert‘ ihm. Auch muss er – sehr oft akademisches – personal anheuern, das ihm den gewaltigen verwaltungskram erledigt, den diese projekte mit sich bringen – denn der papierkrieg geht gerade bei ganz großen geberinstitutionen ins papier – in palettengroßen mengen. (keine übertreibung, ein fußbuchfreund berichtete es mir.)
Jetzt kommt zu allem überdruss noch die böse eigennützige wirtschaft mit ins spiel. Anzubiedern hat man sich bei selbiger, damit man wenigstens von dort eine förderung erhält. Zu guter letzt hat der arme forscher sich dann für erhaltene ‚spenden‘ zu rechtfertigen. Er muss genau darlegen, wofür diese verwendet wurden – er muss gewissermaßen und paradoxerweise gleichzeitig seine unabhängigkeit von der wirtschaft nachweisen. Damit das gewissen des staates beruhigt und der trügerische spruch im nig wieder geradegerichtet ist./504w834 creditfree pic by_skeezePixabay