339-Ver_Arbeit’n

heute wird eine zynische, halbseitige werbe-einschaltung aus der presse interpretiert. es geht hier um die geforderte flexibilität von arbeitnehmern, die man uns als freiere zeiteinteilung verkaufen wird. die interpretation besteht aus 10 elementen und findet daher in 10 punkten statt.

  • Fair. dieses neue flexibilität wird dem arbeiter also als fair verkauft. in wahrheit hat er ja keine hand drüber, wann die 12 stunden-tage fällig werden. er ist ausgeliefert. mitnichten ist die neue flexibilität dem arbeiter gegenüber fair. sie richtet sich ja nach bedarf und laune des chefs.
  • Arbeiten. ja, arbeiten arbeiten arbeiten. ohne fixe dienstpläne. nicht wissen woran man ist. morgens in die maloche nicht wissend wann man nachhause kommt, obwohl man für nachmittag-abends eigentlich ein treffen mit kumpels anberaumt hätte.
  • flexibel. flexibilität ausschließlich im sinn des bosses. er allein kann und wird entscheiden, wann du nachhause gehen darfst. wenn du nach elfeinhalb stunden nimmer kannst, bist eben nicht belastbar. kannst dir ja was andres suchen. es warten 186 konkurrenten auf deine maloche.
  • sicher. nix: rein garnix ist sicher. eher das gegenteil ist der fall. je mehr du dich reinkniest, desto mehr bist am end der g’fyckte. du kannst genauso gegangen werden und stellst am ende mit erstaunen fest, es sind immer die deppen, die ihre maloche behalten. jene, die mit- oder vorausdenken, sind unbequem und werden hinauskomplimentiert.
  • gemeinsam. ja weil wir sind alle eine große familie. draußen hast du keine mehr. oder vielleicht hast noch eine, aber was freunde, freundinnen, blinddates, liebesdinge oder gruppentreffen angeht, da bist mehr einsam als gemeinsam, wennst laufend deine termine spontan absagen musst, ausgeliefert wies’t bist.
  • nicht mehr arbeiten wie bisher, nur wenns arbeit gibt. habts ein produktionsloch, baust minuszeit auf. die bedroht dich wie ein damoklesschwert. denn fällt der kollege aus, kannst jederzeit wieder unvorbereitet zu deinen zwölf zwangsstunden herbeigezogen werden. oder da ist die tür.
  • längere freizeitblöcke
  • wieder gefahren, minuszeit aufzubauen, hockst zhaus. spontan – nun keiner mit demst wasx unternehmen kannst, weil ja alle in ihren 9-5 jobs hocken. was tust: saufen, tv-gucken. viel hast von deiner freizeit, wenn die family in büro/schule ist.

  • sicheres einkommen
  • ein sehr relativer begriff. denn wenn du glaubst, durch diese geiselhafte, ja sklavenartig anmutende anbiederung deinen platz zu behalten, droht bitteres erwachen. die kriterien sind nämlich längst andere.

  • arbeitsplätze sichern. auch hier verglaubst du dich. denn der boss wird nach wie vor seine belegschaft nach pragmatisch-ökonomischen gesichtspunkten planen. für ihn bist und bleibst du nur ein bauer am schachfeld. behalten wird er grad die dummen. denn mit denen kann er schlittenfahren, sie denken ja nicht selbständig.
  • höhnisch grinst ein schaukelndes klettergarten-bobo-kind im oberen eck des halbseiten-inserats. das kind wird sich wundern, wenn es nimmer weiß – kommt der papa heute, ist er übermüdet und aggressiv, oder liegt der papa heute den ganzen tag zuhause, weils in der firma keine arbeit gibt und er minuszeit aufbaut oder überhaupt um seinen platz bangen muss. lang wird das kind nicht so glücklich sein, wie es da dargestellt ist. /483w geralt