206-Caller_ID_Spoofing

Eigentlich ist’s paradox. Die bevölkerung in wien nimmt zu, während der umfang des wiener telefonbuchs (personen – nicht firmen) stetig abnimmt. Ich komm noch aus einer zeit, als das wiener telefonbuch (personen) drei dicke bände ausmachte. Die clipbox war damals noch nicht in betrieb. Man hob also ab, ohne zu wissen wer dran sein würde. Und in ermangelung eines handys hatte man zuhaus zu bleiben, wenn man etwa einen berufs-anruf erwartete. Das war eine anstrengende zeit.
Es zog eine welle an erleichterungen ins land, die wir ohnehin alle kennen. Das erste mal eine clipbox zu besitzen war für mich eine ganz enorme erleichterung. Auch auf dieser konnte der anrufer die nummer unterdrücken, doch dann brauchte ich ja nicht abzuheben. Mit dem handy, welches ich erst seit 2002 sporadisch und seit 2008 stetig benutzte, nahm die wichtigkeit des festnetz-tels ab, aber ich hing noch lange an ihm. Nur holten mich mehr und mehr freche cold-calls ein. Neben mama und freund gab es nur coldcalls. Beide musste ich schlagartig auf handy-only umdirigieren (derzeit hab ich vier mobilnummern zur verfügung) und das festnetz endgültig abstellen. Das einst so geliebte, ja essentielle festnetztelefon hatte sich zu einer regelrechten quelle der qualen gewandelt (zwischenzeitlich hatte ich mir sogar ein freisprech-festnetz-tel angeschafft gehabt)! Also schlagartig war mein festnetz weg, doch noch angemeldet. Bis heute ists noch angemeldet und das einzige, was dort mit mir kommuniziert ist die nach wie vor geschätzte clipbox. Ich muss manchmal den kopf schütteln angesichts der absolut komischen nummern, die immer noch anrufen, wiewohl ich nicht mal mehr im oben angeführten wr. Tel-buch stehe. Und so entstehen diese nummern: durch die höchstens teil-legale technik des ‘caller ID spoofing’ (gut auf wiki beschrieben). Der coldcall anrufer (unterdrückung ja einstweilen verboten) gibt eine fantasienummer an, die er durchs spoofing selbst aussuchen kann. So kann er sich – teils inkl. Namen – auch als amt, offizielle quelle, anwaltsbüro, bank oder sonstwas angeben. Diesen caller auszuheben, ist umständlich und wahrscheinlich teuer.
Es ist so traurig. Die kommunikation wurde uns mit allen mitteln erleichtert und geldgierige individuen haben es wieder verunmöglicht, dass man wen auf herold.at (entspricht dem tel-buch) suchen kann. Es war eine schöne – nun romantisierte zeit – als man in eine telefonzelle ging (mit einer magnetwertkarte) und dort tel-bücher vorfand, und jeden in wien finden konnte. Das war ein zeitpunkt, als diese welt noch hätte gerettet werden können. /387w_pixabayPIC_alexas_photos