358-Hammas_Anders

Beim winterlichen ausmisten fällt mir ein kurier-ausschnitt des 1mai16 in die hand, mit screenshot von glavinics FB. Ich erlaube mir zu zitieren: ‚diese selbstgefälligkeit, diese moralische selbstüberhöhung, diese selbstzweifelsfreie gewaltsprache, mit der hier menschen, die ich für intelligent halte, alle wähler von n.hofer in bausch und bogen als na*is, pack, bagage und abschaum niedermachen, ist mir zuwider[..]miteinander reden, auch wenn man unterschiedliche standpunkte hat, scheint schon zu einer obszönität herabgekommen zu sein.‘ – so der textfeste, authentisch-kernige und geniale thomas glavinic in seinem fußbook, vom kurier zitiert.
Ich schließ da ganz an das an, was pilz in der vorigen story (gleichfalls kurier ivw) gesagt hat. Das zugegebenermaßen desaströse wahlergebnis (NR) ist eben die watsche dafür, dass man den kleinen mann und den kleinen prolo und die kleine pensionierte proletin nur mehr geheim in der wahlzelle ‚reden‘ lässt. Deren grundtenor: alles muss anders werden: gut – Jetzt hammas anders!
Das volk („Volk“) verharrt in einer ängstlichen duldungsstarre. Den zustand beschrieb ich ganz gut in der story ‚betriebs_rad‘. Wir wissen, dass, was kommt, sehr sehr dunkel ist. Nur auf den ersten schein triffts die asylwerber. Der dunkle schatten der rücksichtslosen sparmaßnahmen wird aber wie ein rollender tsunami auf alle ausgebreitet werden, die nicht das katalogleben nach schema F vollziehen. Also etwa alleinerziehende mütter in einer wohngemeinschaft. Wenn da wer auf BMS ist, wird gedeckelt. Die ganze WG darf nicht mehr als 1500 kriegen. Das sind nur so symptome, die weiter zu einer massenverarmung führen. Und immer noch hat schelling den todesstoß für die heilige kuh der notstandshilfe in der schublade. Wird er den schmarrn ausspielen? Damit ist er nämlich die hälfte der lästigen bezieher los: die sollen schauen wie sie weiterkommen. Dass ich derzeit eine wirklich hübsche arbeit hab, lässt mich das eher erste-reihe-fußfrei ansehen. Garkeine so schlechte perspektive, um einen großen schwarzen schatten zu beschreiben. Was machen asylanten: zu tausenden abtauchen, in den untergrund. Was machen verzweifelt ältere-aktiv-arbeitssuchende? Ich weiß nicht ich weiß es echt nicht. Schwarzhackeln, was man ihnen sowieso unterstellt? Oder den letzten weg, wie in deutschlands schinders liste angekündigt? Jene verschwindenden, deren ursache man nicht weiß. Es hilft hier nur noch, kryptisch zu werden.
Drum lassts den leuten ihren zorn und lasst sie diesen auch ausdrücken. La verité flotte toujours comme de l‘huile sur l‘eau.
EDIT vier tage später kann ich anschlusslos an ein interview mit robert pfaller zu ‘adult language’ auf Ö1 anschließen. der schönsprech geht von der elite aus. er nennts elite, ich sag: intelligentsia. klar verfügt nicht jeder über den dafür notwendigen wortschatz. während die arbeitswelt immer brutaler, immer straighter, tougher wird, übt sich die hipster- und gutmensch-intelligentsia im schönsprech. er hat übrigens auch nicht den begriff gutmensch erwähnt, damit ist man ja gleich in der rue-de-gaque. ja und diese mittdreißiger hipster-elite ist sich sehr wohl dessen bewusst, dass kaum einer von ihnen – also eigentlich nur die mit den spitzesten ellbögen – jene topjobs erreichen, die einem einst automatisch, systemimmanenterweise in den schoß fielen, hatte man dafür einfach nur das zureichende sitzfleisch. also auch der intelligentsia wohnt eine grundangst und auch grundfrustration inne, über diese tatsache. entsprechend blasiert arrogant lässt sie sich über die plebs, das einfache volk aus und verbietet ihm den mund. rache erfolgt per wahlkabine: stumm, stoisch, scheinbar duldsam, lakonisch. 535w