359-Nino_Aus_Molden

295-Nino_Rotz_Wien


nino aus molden
ich habe die tonspuren gehört. Es war molden, der mich zu nino geführt hat. Er hat ihn rehabilitiert für mich: rehabilitiert von was. Etwa vom querverweis 1907 wo ich nino als rotzbuben zwischen bilderbuch und voodoo jürgens abgetan hab. Ich hab ihm da unrecht getan. Er spielt mit den worten, auf eine nichtssagend provokante weise, nämlich provokation durch nichtaussage. Er kann sich hinsetzen und einfach so ein lied schreiben. Ungefähr so, wie mir diese wölfinnentexte aus den fingern rinnen. Ja, das kann man so sagen – es rinnt ihm förmlich aus den fingern. Manchmal spritzt es vielleicht auch – wenn man es nicht ordentlich kanalisiert. Also ein lied oder gedanke überfällt einen, vielleicht grad in den momenten, wo man es eigentlich nicht brauchen kann. Manche hiesige texte werden nicht geschrieben, weil sie zu zeitpunkten entstehen, wo sie eigentlich nicht entstehen sollten, weil grade keine tastatur in der nähe ist. Klar, es gibt die frau hand – aber die süffigen kleinen details gehen verloren und sind mühsam händisch zu skizzieren.
Es soll aber hier um nino_aus_wien, nino mandl aus hirschstetten gehen, der in der tonspurensendung so lebensnah dargestellt worden ist. Unvergesslich sein spaziergang in gastein, sein unvollendetlied-schreiben zu silvester, wo ihn das lied förmlich überfällt und er über es hinweg alles vergisst – weil man eben nur in jenem moment fähig ist, genausowas zu machen und es kann nicht verschoben werden. Beklemmend für mich, die ich in meinem alter schon erfahrung mit chronischen krankheiten gemacht habe, die auf jemanden, der mit 30 ostentativ raucht, eben einfach noch zukommen werden auf die eine oder andre art. was für einen sinn auch hätte es, jemandem zu sagen, er soll dran denken, wie ludwig hirsch und georg danzer verendet sind. Und ich drücks absichtlich genauso harsch aus. Das sind aber die stapfen, in die er tritt, meines erachtens. Er kann nichts dafür, dass er zwangsläufig kontemporärer zeitgenosse eines abgschleckten rotzbuben alias voodoo j. Ist, der den namen des von mir durchaus sehr geschätzten udo-jürgens rücksichtslos verhunzt. Also nino verhunzte mit seinem namen anton aus tirol. Wer edler verhunzte das proletarische, während ein fettbehaarter voodoo j was edles wie den UDO verhunzt; denn trotz allen kommerziellen massenerfolgs war udo jürgens auf seine art wirklich musikalisch und genial. Er hatte durchaus das recht, mit französischen chansonniers in kontakt zu stehen und mit ihnen in einem atemzug genannt zu werden. Man kann sich also hinaufbenennen oder hinunterbenennen. Eleganter ists, wenn man sich hinunterbenennt, wie eben nino m und in wirklichkeit aber doch was draufhat. Nicht so wahnsinnig viel vielleicht. Musikalisch grad mal um die fünf akkorde und eigentlich nicht so belesen, wenn ma uns ehrlich san. Aber er hat in ernst molden sowas wie einen mentor und doch gleichberechtigten freund. Das beruhigt mich sehr und hat in der tonspurensendung nino auch mir nahgebracht. Also jetzt passts mit dem nino und ich brauch mir ums österreichische chanson keine wirklich ernsthaften sorgen mehr zu machen. Gut, am wahren intellekt und der endgültigen aussagekraft mangelts hint und vorn vielleicht noch ein bisschen. Da fragt man sich leidenschaftslos: was ist gschwinder – die tötende zigarette oder die unmittelbare lebenserfahrung. Und in dem punkt könnte man abwarten, bis nino mal nimmer so hip ist und er dann nolens volens mit dem wahren leben konfrontiert wird. Was will es uns sagen, dass die produktivität vom nino schon jetzt mit 30 (?) dermaßen eklatant ist (quantitativ jetzt, die qualität kann ich ob unkenntnis des gesamtwerks nicht abschätzen). Üblicherweis ist es ein zeichen, dass er nicht lang zeit hat. Aber danzer hatte auch genug zeit. So hart wies klingt, es zu sagen. Also ich wünsch dem nino die zeit, die auch ein danzer und ein hirsch hatten.
Ach ich wollt noch beschreiben, wie entzückend – fast linkisch – sich nino förmlich mit den fingerspitzen ins f-förmige-schallloch seiner zugegebenermaßen wirklich einzigartig attraktiven sonnengelben gitarre verknallt und verkrallt, auf der bühne. Er hat eine superband hinter sich, man hat das gefühl, die akkorde schlägt er nur aus optischen gründen an: damit das super mega klasse instrument, das über ihn drübergehängt ist und ihn eigentlich wie eine schusssichere weste umhüllt und einnimmt, zumindest dann und wann seiner wirklichen bestimmung – und sei dies auch auf eine dermaßen potjomkinsche weise – zugeführt wird, ja. Macht nix nino: er ist insgesamt knuffig und weiß es. Es kommen auch gewisse assoziationen an adam green hoch. Dylan? Nicht vom äußeren her, dazu müsste er noch mehr lesen. Aber das war auch so ein schönes element in den tonspuren: der moment, als ihm einfällt, welches lied es von dylan eben wäre, das er umsetzen würde – im rahmen des klubs der toten übersetzer. In dem sinn; danke dass er mir/uns hörern nahgebracht wurde im rahmen dieser Ö1-tonspuren sendung.
Ergänzung: erst nach fertigstellung dieser neuen story habe ich mir den verlinkten querverweis durchgelesen und find die parallelen erstaunlich. Es liegen genau sieben monate dazwischen, es werden rundum selbe namen genannt und genauso argumentiert. Also nur für wer sich auch diese arbeit macht. Die neue story ist unbeeinflusst von der alten. Trotz der parallelen. Es dürften sich die umständ verändert haben, aber ich mich nicht allzusehr, oder das kulturleben nicht allzusehr. Na, egal jezz. pic by gianfrancodebei,pixabay; 848w