360-Bartologie

ich war drauf vorbereitet, mich hier über die bartologie_II auszulassen, weil ich mir klar drüber war, es gäbe auf woelfin.at schon eine bartologie, eine bartlehre. aber es gibt sie nicht. ich bin wie von sinnen. wie konnte ich über das thema noch nix verfasst haben? was auch immer bartologie im realen leben bedeutet, hier bedeutet sie: die bartlehre. in dänemark will man fremdgläubig anmutende vollbärte demnächst verbieten. bei uns ist das noch nicht so. jetzt fahr ich doch kürzlich erst mit nem bus richtung mahü und seh als wandverkleidung vor nem friseurladen solche über einen kamm geschorenen nikoläuse. alle schauen gleich aus – nur die farbschattierung der bärte differiert peripher. ich sah mal 2 so stereotype aus einem ei gepellte hipster-bartologen in einer technik-verkaufs-filiale. da standen die nebeneinander vor einer vitrine – als verkäufer, mit gepflegtem bart- und haarwerk. man muss bedenken, welch einen enorm ins gewicht fallenden wirtschaftszweig diese manische bartpflege darstellt. diese 2 maxln sahen so mitleiderregend gleich aus, dass es einem halbwegs gstandenen individualisten nur noch wie ein nervenzerfetzend konformistischer schock des grauens übern rücken runterlaufen konnte. die stecken gewiss einen spürbaren prozentsatz ihres ohnehin lapidaren erwerbseinkommens in die pflege dieser wallenden ‘pracht’. das erspart deren beglückten partnerinnen aber nicht den ekel, den man grundsätzlich hat, wenn man mit sowas physiologisch zugange werden muss.
solche bartmännchen, oder nikoläuse, die könnte man einen wie den andren in eine schokoform stecken und sie würden kompatibel ein und den selben abdruck hinterlassen. in den abdruck des vorherigen bartologenmännchens, des pässlichen, zukunftsgläubigen, würde jedes andre bartmännlein hineinpassen, diese frisur wird einst so retro wie die popper-haarvorhänge der 80er jahre. deren träger sind bis heute einäugig geblieben. aus manchen wurden zwischenzeitlich piraten. deren kinder sind jetzt die prekären hipsters.
wurde doch im vorigen absatz ‘retro’ erwähnt. retro war, solangs die grünen wirklich noch gab, deren schimpfwort der nation. wofür stand das? dass sie jetzt aufgeschlossen sind, dass sie aufgeklärt sind und alles besserwissen. trat ein zu junger spund – in hiesigem weblog als knutschebussibärli mit dem kapuzenpulli bekannt – ins parlament ein, war sofort mal der plenarsaal für ihn retro. alles musste hip, design-stylish neu sein. und die revolution fraß ihre kinder, obwohl die ursprüngliche intention ja wahrhaftig mal eine gute gewesen sein muss. einst. jetzt sind sie, die sich sogern erhöhten, indem sie alles, was ihnen nicht entsprach, als retro abtaten, selbst retro geworden. auffällig im stadtbild in der letzten zeit ist eine neue form der stoffgewordenen grünen retro-re-revolution. leute aller gesellschaftlichen schattierungen fangen an, ihre stoffenen grünen biomachtschön sackerln zu tragen. die grünen sind auf die straße gegangen. in form ihrer zeitlosen stoffsackerln. einst noch hatte ich gelacht, weil die schiachsten leute die biomachtschönen stoffsackerl trugen. ich glaub zwei hab ich auch ergattert. naja wer weiß vielleicht traue ich mich ja einmal. 434w