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mio war ein obdachloser rumäne in wien. Er war aus rumänien gekommen und hatte sich selbständig gemacht. Lebte ein weilchen damit auf (zu) großem fuß. Verlor alles, wie das leben eben so spielt. Aber er hatte ein sprach- und schreibtalent. Er hatte es geschafft, durch eine gönner-firma ein handy zu bekommen, mit dem er sein obdachlosenleben dokumentierte, auf fußbuch. Ich verlinke hier keine fußbuch seiten, weil ich gegen das fußbuch bin. Etwa habe ich ein bild in erinnerung, wo er die 50 cent fotografierte, die ihn das warme abendessen kostet. Er schrieb auch über die erschwernisse einer schlaf-nacht im saal, der lärm, schmutz. Abtörnende geräusche der kollegen. Über mio hatte auch der kurier berichtet. Ganz kurz war sogar ich mit ihm in mailkontakt. Er schrieb auch wie er regelmässig in der hauptbücherei liest, surft, sich weiterbildet. Das war wirklich ein vifer und noch immer motivierter kerl. Ich bedaure es jetzt sehr, mich mit ihm nie zu einem gespräch verabredet zu haben. Mio bekam einen job beim bäcker und bald anschließend auch eine individuelle wohngelegenheit. Unvergesslich auch wie er vom weichspüler schwärmte, sich in den polster kuschelnd. Irgendjemand beneidete ihn. Bei einem tageszentrum nah der U6 wurde dem mio eines tages der schädel eingeschlagen. Das hätte aus einem schlechten ambros-song sein können. Mio verstarb. Er hinterließ’uns seinen einblick ins obdachlosenleben. Grad als er am absprung zurück in ein normales leben war, hat es ihn erwischt. Der neid und daher die wut der anderen armen, die sich nicht so ausdrücken konnten wie rumäne mio, die nix andres konnten und können, als einem vermeintlichen emporkömmling brutal den schädel einzuschlagen./268w