225-Giraffe_Sargnagel

wo wir unten so schön beim herrn schuh waren, schreibe ich nun über meine dezente begegnung mit stefanie sargnagel. stefanie erinnert mich an ianina (suchfunktion: ianina 209-). aber sie inspiriert mich nicht, wie ianina es getan hätte. sargnagel ist trashiger. und kurz. nichtsdestotrotz. ich konnte das rotkäppchen sargnagel in der 6-er straßenbahn zwischen eichenstraße und margaretengürtel beobachten. sie ist eine dame, die raucht und raucht und raucht. ich frage mich ernsthaft, wann sie denn krank wird davon. nicht dass ich das irgendwem wünschen würde. aber es muss doch sowas wie gerechtigkeit geben auf dieser welt. und diese gesundende gerechtigkeit trifft dann doch immer irgendwie die falschen. wie haymo, den wir unten zu grabe getragen hatten. am zenit seines lebens.
ich sitze im sechser. sargnagel steigt ein. sie hat ihr rotes käppchen auf. darüber aber einen kapuzenpulli. also die kapuze ihres pullis, so als wolle sie nicht als sargnagel erkannt werden. sargnagel hat ein teures hardback-buch mit sich, es ist noch verschweißt. hals-der-giraffe von frau schalansky. erst das zweite schalansky buch. ich suchs auf wikipedia und finds nervtötend. langweilig. ich würds nie lesen. aber egal. es berührt mich so, wie die sargnagel schon so geil ist auf dieses buch. und mit ihren fingern den plastik-schweißverband runterkletzeln will. wie gern würd ich ihr meinen fiesen postschlüssel reichen, damit sie eine kerbe ins schweißplastik damit schlüge. aber ich gebe mich nicht zu erkennen als eine sie erkennende. aber vielleicht hat sie schon erkannt, dass sie erkannt wurde. wie gern würde ich ihr meinen sitzplatz anbieten, damit sie in ruhe lesen kann. endlich gelingts, das plastik vom hals der giraffe runterzukletzeln. wie gern nähme ich ich ihr das dämliche plastikhäutchen ab. aber sie steckts vertieft in ihre jackentasche. und dann liest sie ihr buch von der schalansky. stehend. lakonisch. unerkannt. genial-knuffig. underStatement. leider steigt sie gegend margaretengürtel/West-bhf oder so schon aus. ich habe gewonnen. sie erkannte nicht, dass sie erkannt wurde. nur schalansky hat trotz sargnagels unbeabsichtigter werbung fürs buch trotzdem keine zusätzliche leserin bekommen. 331w pixabay_gianfrancodebei

224-Glück_ist_Atmen

In meiner Dankrubrik im ‘About’ ist Franz Schuh erwähnt. Er wird nun bald 70 und ist für mich genauso inspirationsbringer wie phettberg mit seinen wöchentlichen gestionen. zu seinem neuesten buch resumiert schuh ‘glück ist atmen’ (können). er hat -zig rubriken über glück verfasst und kommt zu dem schluss, dass es einfach als glück empfunden wird, atmen zu können. diese authentische bescheidenheit ist unglaublich berührend. authentisch ist sie für mich als asthmatikerin, weil ich das phänomen des erstickens durch diverse asthma-attacken leider nur zu gut kenne. ich erlaube mir den spray nur selten. so selten, dass ich befürchte, meine fachärztin könnte mich wegweisen, weil ich unachtsam mit der symptomatik umgehe. aber wenn ich mir den spray mal erlaube, dann erfahre ich dieses glück, von dem franz schuh da spricht. er ist ein wohlgenährter zeitgenosse und man hört in der art, wie er dies sagt, richtig raus, dass er den kampf um luft wohl ziemlich gut kennen müsste. und mit meiner eigenen bescheidenen erfahrung kann ich nun sagen: nach atemnot einfach wieder atmen können, ja – das ist glück.
nichtsdestotrotz muss ich – gemeinsam mit meinen kampfgenossen des nichtrauchens – immer wieder verhöhnungen seitens rauchern erleben, die ihre sucht weiterhin durchsetzen wollen. deren allerneueste taktik besteht etwa darin, sich vorm meeting-saal zu treffen, rauchend – und alle die brav im meeting-saal auf die besprechung warten, sterben deppat, cum molto tempore. oft beschleicht mich das gefühl, dass ich in der form aller krankheiten leiden muss, die DIE sich eigentlich mutwillig anrauchen. sie selbst aber erfreuen sich höhnisch auch in hohem alter bester gesundheit. nicht so mein franz schuh. er versteht mich wohl in dem punkt. hat ER je geraucht?
schuh macht sich stark für die bademanteldemo zu ehren udo jürgens. er outet sich angeblich als dabeigewesener. ich freu mich, dass die demo so oft erwähnt wird. ich war nämlich auch dabei. und ich kann bezeugen, dass es schon vor dem stattfinden einen derartigen krawall in puncto spaßdemo gegeben hat, dass die am ende durchaus brav mitten über die kärntnerstr gezogen sind und den ring nicht tangierten! aber keiner, der nicht dabei war, weiß wie diese route ausgesehen hatte!
franz schuhs atmen erinnert mich an einen kampfsportmeister, der am höchsten, schwarzen kyu-grad draufkommt, dass die lösung allen kampfes der nicht-kampf ist. sein atmen erinnert mich an den italienischen sänger zucchero. der wunderbare lieder macht und auf seiner platte ‘miserere‘ sagt ‘a volte la migliore musica è il silenzio.’ und zum abschluss dieser geburtstags-reminiszenz will ich meine einzige begegnung mit herrn schuh erzählen. vernissage, er ehrengast. an der seite der bühne sind cirka 5 sessel frei. erschöpft setzt er sich hin. erschöpft setz auch ich mich hin. und die einzige kommunikation zwischen uns ist ein friedvolles auf-atmen der erleichterung, dass wir da sitzen können, bei jenem anstrengenden event. /457w1509_pixabay_dansamu

221-Gastro_und_Hotellerie

Als wir uns einen ort fürs nächste familienfest überlegen, komme ich erst auf eines drauf. Ich hatte das nie früher bemerkt. Denn ich ließ die feste im kopf revue passieren und mag nicht mit fremden leuten im raum feiern, die aus sparsamkeitsgründen mit rein gesetzt werden – und außerdem törnt mich zwangs-hintergrund-musik völlig ab. Wie ich auch wegen feinen wolfsgehörs keinen lärm mag und asthmatisch jeden verrauchten raum striktest zu meiden habe.
Und so kam ich mit geschwister/n zu dem schluss: gut ist, wo’s exklusiv, teuer, hell, ruhig und ungestört ist. Schlecht ist, wo’s dunkel, eng und sparsam ist. Jetzt assoziierte ich erstmals die helle freundlichkeit mit der unabdingbaren grund-stille. Klar redet man. Aber nur die familie. Keine fremden bruhaha-schenkelklopfer-gewalten. Aber die finden sich wieder viel eher in dunklen lokalen. Das muss jetzt nicht schummrig oder halbseiden sein. Es gibt durchhaus gesellschaftlich total anerkannte, halt irgendwie rustikal-urige lokale und die sind eben innen eher dunkel, weil sie kleinere fenster haben. Aber alles, was modern, großzügig, exklusiv ist, ist hell und mit splendiden panoramafenstern. hell=leise, dunkel=laut. Laut, und unübersichtlich, unsicher.

Die_Hotellerie
scheiß-hotellerie. Ein einziges mal auf jenem verfluchten amerikanischen kontinent, gelangs nur mit viel überredungskunst, OHNE eine kreditkarte ein zimmer im ywca zu reservieren. Nun machens dort alles mit kreditkarte, auch in london. Anders kriegt man garkeine unterkunft mehr. Ich will aber klarlegen, wie sehr man damit betrogen wird. In der firma fuhren zwei frauen auf einen kongress in london. Brav reservierten wir für die zwei tussis vorab mit firmen-kreditkarte ihren raum in london. Sie kamen hin, es regnete in strömen – das hotel war überbucht, sie kamen erst nachmittags, und es GAB das reservierte zimmer ganz einfach nicht. Weil es zwei etwas verschlafene trutschen sind, ließen sie sich die absenz eines zimmers nicht offiziell und schriftlich vom hotel bestätigen, sondern stapften wutentbrannt hinaus und suchten irgendwo was anderes. Am ende zahlten wir doppelt. Unsere akademischen trutscherln kamen zerknirscht zurück und erzählten das begebnis. Sofort fingen wir an, einerseits die kreditkarten-firma (rückzug der zahlung), wie auch das blöde hotel zu traktieren, dass die leistung nicht in anspruch genommen werden hatte können und wir gefälligst unser teures geld zurück haben wollen. Viele, ja viele anrufe hat mich dies gekostet. Endlich hätte ich um ein haar direkt den direktor der gottverdammt elendiglichen herberge erreicht, doch ein mitarbeiter jenes A**holes hob ab (hatte die öst. Nummer 0043 gesehen) und fertigte mich ab mit ‘he just popped out of the room’. Ich erzählte es dem abteilungsleiter und er erließ mir weitere nachforschungen. Wir blieben auf dem finanziellen schaden sitzen. Soviel zur kreditkartenzahlung für scheiBen-hotels im internet. /426w arthaximmo pixabay

220-Seilers_Gehen

dieses mal ‘geht’ barolos herrl c. Seiler wieder in wien. Bitte nachzulesen im freizeitheft heutigen kuriers! Denn es ist ein wunderschönes aquarell dabei. Ich vermute, er macht diese aquarelle selbst, denn sonst wären sie signiert. Erstmals erwähnt er seine einstigen barolo gänge. Ich glaub, es braucht nen hund, um die gegend wirklich kennenzulernen – anschließend kann man auch alleine gehen. Noch immer kann ich diese route nicht nachgehen, weil ich mich im kälteprotest befinde: bewegungslos, starr, paralysiert, trotzig. Auch verlauf ich mich in jener gegend unentwegt: ich würde nicht einmal das heustadelwasser finden.
Es ist der prosaischste bericht bis jetzt – überhaupt. Es ist der vierte. Und mit so schönen passagen, dass ich zwei daraus sogar zitieren muss. „…nehme…zur kenntnis, dass der wind es nicht mehr durch die maschen meiner wollmütze schafft.“ – sowie ein laotse-zitat „wenn du es eilig hast, mach einen umweg.“ pic by lenaSevcikova_pixabay

ZU VIER PRINTMEDIEN
an diesen eher kurzen beitrag will ich mein verhältnis zu vier printmedien (erneut) darstellen.

  • kurier: eeewiglich schon im abo. Ne weile nicht sehr zufrieden gewesen. Als brandstätter gemeinsam mit der willkommensklatschenden elite beruhigungsgrundtenöre von sich gab, die sich monatelang unbeirrbar durchs gesamte blatt zogen. Ein jahr später schrieben sie selber titelzeilen, welche sie zuvor noch revolverblättern zugeordnet hätten. Es genügt doch schon, wenn das staatsfernsehen beschwichtigungsverseucht ist. Ich verlange objektive berichterstattung in meinen blättern. Andrenfalls erwäg ich jährlich im november die abo-kündigung.
  • und wo wir grad so fein bei den links-links blatteln sind: da gehört freilich der falter und sein schwiegersohntraum klenk auch dazu. Ich inseriere dort. Als ich sehr jung war, waren im falter für mich die veranstaltungen wichtig. Als ich mittelalt war, warens die kontaktanzeigen. Und nun, wo ich steinalt bin, ist es endlich die berichterstattung.
  • diepresse.com wer dort ist, hats geschafft. Das edelste, das teuerste aller blattln. Immer fühle ich mich elitär, wenn ichs 3 monate abonnieren darf. Jenes abo lief kürzlich ab. Ich entschädige mich mit der ‘presse-für-arme’, namentlich der:
  • wiener zeitung. Sie darf mich ab märz besuchen. Sie hat wirklich tolle berichte drin und man kann aus vielem eine story machen. Sie kommt ganz selten. Nur dienstag bis freitag. Und am samstag könnte man sie am stand holen, wenn es nicht so kalt wäre. Gelingts, die reduktions-bons zu bekommen, kriegt mans um nen halben euro, äußerst wohlfeil. Auch für arme intellektuelle. Nicht für bobos. Weil die lesen ihren standard. Aber für echt-intellektuelle, verarmte, erniedrigte und enterbte. Vor 27 jahren hätte man mir dort einen job in der redaktion angeboten (fahnler). Bis heute weine ich jenem job so nach.

217-Smiling_Apple

in der wiener zeitung lese ich, dass jenny chan eine studie über die herstellung von mcIntosh produkten in china gemacht hat. hierzu fällt mir ein letzter satz von haymo ein ‘es muss ein apfel drauf sein‘. er alterierte sich hier darüber, dass unsere firmenbosse alle neue teure stylishe produkte haben wollen, um zu imponieren. das kostet die firma extrem viel geld und er schaute achtsam auf dieses geld. es ärgerte ihn offensichtlich, dass jeder ‘apple’ wollte. ich will hier dem geordi meinen abermaligen unendlichen dank aussprechen, dass er mir so ein gerät geschenkt (!) hat! ich ehre dieses geschenk sehr und verwende es gerne, offline – zum arbeiten. aus freude über einen einst neuen job hatte ich mir letztlich doch auch ein ipad angeschafft, das bei libro nur 249 euro kostete. das einzige, wo jetzt die ausländischen tv sender per breitband drauf laufen können. und am ipad ist hinten der vielzitierte apfel drauf. rund um den apfel ist das alu milchig, samtig, cremig, matt. der apfel aber glänzt wie ein hutschpferd. im wienerzeitungsbericht wird genau dargestellt, wie dieser glanzapfel entsteht. ich erlaube mir damit, vom 8.2. heraus zu zitieren “damit etwa der stilisierte apfel auf den geräten glänzt, müssen ihn die arbeiter am fließband abschleifen. oft geschieht dies ohne mundschutz” (source/ortner). anschließend ist die rede von dem zeug, das man dabei einatmet. welch entsetzlicher gedanke für mich als asthmatikerin! ich streiche oft so gern über diesen glatten apfel, man kann ihn gar als spiegel verwenden: ich werde ihn künftig mit anderen augen betrachten. /249w1478_pixabayPICiblushay

REFLEXION NACHTQUARTIER:
nach heute bleiben uns nur mehr elf wochen nachtquartier auf Ö1. da diese woche eine ganz schön maue war, wird das NQ heute nur per zusatz und nicht eignem beitrag bedacht. es moderierten die woche jasbar/frank/forthuber. gäste waren ein schauspieler (hr dostal), wienerBlond, und dann die von mir leidergottes ziemlich abgelehnte polly adler. so eine gesellschafts-schnepfen kolumnistin aus der seitenblicke-heuchelwelt, die mir immer die seite im freizeitkurier verpatzt, wo der von mir so geschätzte guiTar schreibt. also: abschaltimpulse bei dostal und blond, rechtzeitig weggeschlafen bei adler. irgendwas über feminismus. feminismus besteht bei mir darin, dass frauen den umständen entsprechend viele toiletten und akzeptable sanitäre bedingungen vorfinden. hierüber sollte mal ne radiosendung gemacht werden. also hauts euch ins zeug liebe leutz von Ö1. vü zeit is nimma.

216-Die_Sieben_Siegel

  • du bist „B“. was A dir sagt, darf C nicht erfahren.
  • gibst du andeutungen gewusster inhalte von dir, nenne zumindest die quelle nicht.
  • dein gesicht darf nicht gemeinsam mit deinem namen im internet erscheinen: verstehe den begriff ‚facebook‘ (aka fußbook) nicht wörtlich. dein klarname darf nicht gemeinsam mit dem ‘nickname‘ im internet erscheinen. Wenn doch, ist dies irreversibel und fatal – etwa im falle einer stellensuche.
  • nenne entweder nur die fakten oder nur die namen. nicht beides gemeinsam. tipp: die fakten sind meistens eh interessanter. lösche absolute zahlen vor weitergabe aus deiner mitschrift.
  • “es gibt zum glück niemanden, mit dem ich dieses wissen teilen kann“ ist das wahre argumentations-statement, um deine diskrete verschwiegenheit zu betonen.
  • verallgemeinere andeutungen. Gib selbige bloß als tendenziell angedeutete vermutungen an: als eigen-induzierte ahnung.
  • habe respekt davor, wenn nachvollziehbar ist, dass die wahrheit von der allgemeinheit gerne verschwiegen werden möchte. Es geht in dieser prämisse nicht um ‚unwahrheiten‘, sondern etwa um die ablebens-ursache eines lieben verstorbenen: wahre pietät. / pic by peterdwiberg, pixabay

215-Sucharäh

Vor weit über 20 jahren war ich mit meinem damaligen kumpel Petzika (nicht zu verwechseln mit dem von mir immer noch verzweifelt gesuchten michl-peziso) in einer meditationsgruppe aus dem bewusstseins-heftl. Wir gingen in ein altes mietshaus im 14./15. Bezirk. Als alle da waren, stellte der meditationsmeister die türklingel ab. Dies war das erste mal, dass ich bemerkte, es gibt klingeln, welche man ratzfatz abstellen kann.
Petzika erzählte, dass die sucherei ihn crazydriven würde: ständig dinge zu SUCHEN! Unser temporärer meditationsmeister mit der stummen türklingel erklärte: ihr werdet erkennen, es gibt für jedes ding in eurem besitz den einzig richtigen platz.
Dinge erster ordnung in der sucharäh-neurose sind börsl, schlüssel, gürtel, brillen. Dinge zweiter ordnung sind leicht nachzubesorgende, nicht zählbare: socken, handschuh, hauben, schirme. Im zuge der jahrzehnte beherzigte auch ich seinen ratschlag. Und stellte fest, der ideale ort für das ding ist jener, wo mans zuerst gesucht hat. So stellte sich heraus, augen werden mit licht – damit mit dem fenster assoziiert. Brillen werden somit immer auf ein fensterbrett geworfen. Soviel zeit dauerts nicht, alle fenster abzulaufen. Eine findige meditationskollegin meinte auch folgendes: sensible dinge festhaken – es eignen sich schlüsselbänder und karabiner: eben für schlüssel oder börsen mit schlaufe. Ein edler karabiner hat (siehe ‚suche‘) auf hiesiger domain sogar schon ne eigene story bekommen: abgesegnet von ‚munkees (93-)‘. Gurttaschen sind gleichfalls eine dankenswerte erfindung in dem anwendungsbereich.
Das sind dann die tipps höherer werte’ordnung‘, die ich mir auch fürs höhere alter zur umsetzung aufhebe. Ich werde meine ideen an schlüsselbändern festbinden. Und für jede neue (schreib-)idee gibt’s nen knoten ins schlüsselband. pic by pixabay counselling.

212-ZitaTrapez

es ist zu bemerken, dass ich von der alliterations-technik auf jene verschmolzener wörter umsteige: kübelELegie, ZitatTrapez. nun, es soll heute um zwei zitate gehen. eines betrifft haymo – das andere ist von pat fishman anno 2003. bei haymo geht es um die unnachahmliche lösungsorientiertheit “dort wo andere Probleme sahen, fand er voller Enthusiasmus unkomplizierte Lösungen” -in dem punkt ist mir haymo vorbild. das zweite (fishman): “ich weiß, nur durch meinen bisherigen beruflichen werdegang – und daher erfahrung – ist es mir möglich, diese aufgabe qualitativ durchzuführen und auch durchzuhalten. Meine nunmehrige erfahrung bestätigte auch meine annahme, dass die lebenssituation eines menschen hauptsächlich durch seine persönliche passivität oder aktivität bestimmt wird”. hier gings darum, dass pat fishman 2003 die website hacknstad.com betrieb. gemäß website hat er nur von jänner bis mai qualifizierte arbeit gesucht, parallel dazu aber schon ab märz seine selbständigkeit aufgebaut. er scheint ein anderes unternehmen übernommen zu haben, nach gründlicher prüfung. ein 57-er jahrgang, damals knusprige 45/46 jahre jung. und vom ehemaligen arbeitgeber geschasst. die gelungenheit, in der er seine öffentlichkeitsarbeit aufbaute, war ebenfalls beeindruckend. verglichen mit der heutigen flut an websites konnte er noch interviews, einträge im kurier und bundesland-heute tv beiträge bekommen. zu jener zeit hatte er einen sohn im gymnasialalter. immer noch leicht finden kann man ihn übers peterpilz gästebuch, sowie übers internet-archiv (für jene, die wissen, wo das inet archiv zu finden ist).

und damit will ich zur trapez metapher schreiten, welche ich gestern kennengelernt habe. mir geschahs mal, dass ich – wie üblich während auslaufen eines dienstvertrages – schon was neues suchte. ich hatte jenes mal wirklich sehr früh begonnen damit. und was meine trost-bewerbung hätte sein sollen (schickt man gleich am tag der mitteilung des dienstverhältnisendes ab), entpuppte sich sofort als gemähte wiese für eine neue beschäftigung. einzig äußerte sich der potentielle chef mir gegenüber leicht zynisch, dass er üblicherweise keine bewerbungen bekommt, wo die alte sekretärin noch (knapp) zwei – drei monate im vorigen job vor sich hat. wie aus der pistole geschossen schlug ich ihm vor, die beiden temporär als je halbtagsjobs zu kombinieren (im tiefsten winter noch dazu). so hätte das auch laufen können. und 2-3 schnupper- also gratis-arbeitstage hätt ich ihm dazugeschenkt. nun wars am ende jedoch so, dass ich kurz vor den geplanten schnuppertagen erkrankte. ich sagte diese tage ab und damit auch gleich das gesamte kombinationsprojekt. der doch nimmer potentielle chef inserierte den job erneut.
jetzt verhält es sich mit der trapezmetapher wie folgt: wenn ein artist von einem trapez aufs andre wechselt, hat er eine kurze phase, wo er ohne trapez ist. das ist ganz normal. auf diese phase muss man gefasst sein. bei mir wärs aber so gewesen, dass ich mich kurzfristig zwischen zwei trapezen befunden hätte – regelrecht zerrissen, gezerrt, wie das kaukasische kreidekreiskind. mir war durch die kurzfristige erkrankung klar geworden: es hätte mich dabei zerrissen – also ich hätte den griff zu beiden trapezen verloren. kein glatter ausstieg im alten job, den ich hätte vernachlässigen müssen – kein gelungener einstieg im neuen: ich wäre unentwegt entkräftet gewesen. nun wars mir dann doch lieber, ne weile komplett ohne trapez zu sein, das alte ordnungsgemäß abzuschließen und dann neu vom boden hochzuklettern. als netz fungierte zwischenzeitlich die hassgeliebte arbeitsagentur.
anmerkung zu SEILERS_GEHEN: bitte lest dies nach im samstag-freizeit-kurier; ich kann heute nicht mit ihm mithalten, denn er geht durch hellers garten in marrakesch. er schlussfolgert auf hellers garten passend: “zur rechten zeit sind wir uns ein bisschen größenwahn schuldig.” (=lesenswert!)/553w1439_pixabayPIC_openClipartVectors

211-Tuschs_KübElegie

die kübElegie, das ist die elegie von tuschs rotem kübel. Einmal durfte ich in einer großen firma einen event organisieren. Die chefin wollte ausgerechnet im hochsommer sushi kredenzen. Sei ihr dies unbenommen. Im brainstorming wurden uns sämtliche firmen zugetragen, die für sowas in frage kommen. Ein mitarbeiter kannte den herrn tusch, bei dem er gern sushi essen ging. Durch tusch hatte ich letztendlich auch moshi kennengelernt, die reisteig-klößchen: köstlich! Am tag der lieferung standen wir vorm firmengebäude und warteten auf unseren herrn tusch, der mit drei leckeren, ovalen riiiesenplatten an sushi kommen sollte. Auch obstsalat hatten wir dazu bestellt. Ich glaub zehn liter. Beim transportieren in unseren festsaal wäre mir fast eine solche sushiplatte zwischen den händen durchgerutscht. Jede dieser platten kostet zwischen 50 und hundert euro. Es ist da wahnsinnig viel handarbeit drin. Im hochsommer – mit rohem fisch. Wie blöd kann mensch sein. Aber es werden schließlich befehle ausgeführt.
Letztlich brachten wir die drei platten heil in unseren saal. Der event selber war mittelmäßig besucht, weils eigentlich so ein vor-sommer-abschluss pflichtevent war. Im moment, als sich abzeichnete, es würden nicht alle platten aufgegessen, sah ich, wie eine sub-chefin flugs eine der großen platten nach draußen transportierte, um ihre eigene meute in der sub-filiale zu verköstigen. Na mir solls recht sein. Was soll ich schon dagegen tun.
Leichter schock überkam mich, als ich sah, dass die menschen (wir hatten nur 45 paar staberln besorgt) mit ihren schon abgeschleckten staberln die knapp aneinander geordneten sushi voneinander trennten und sich ihre sushi runternahmen. Das war ungefähr so, wie wenn alle miteinander zungenküssen würden. Oh gott wie schrecklich. Wie macht man sowas? Mit bedienerinnen, die mit zange die sushi austeilen? Wäre organisatorisch kaum machbar gewesen; die gäste waren ja selber wie die tiere. Soviel personal hätt man kaum stellen können, was da notwendig war.
Und nun hatte tusch ja auch 10 liter obstsalat gestellt. Er erzählte noch, wie mühsam es gewesen war, all dieses obst zu schneiden. Dies wurde mir erst später gewahr. Ich kippte eh schon aus den schuhen, als ich sah, was allein der obstsalat gekostet hatte! Und selbiger blieb am ende fast zur gänze über. Es war 22.45 am abend. Verzweifelt irrte ich im kahlen verlassenen firmengebäude mit 8-9 rest-litern obstsalat umher, das sich in tuschs rotem kübel befand. Ich spielte mit dem gedanken, alles ins klo zu schütten, denn wohin damit? Ich, mit latenter fruktose allergie. Aber lecker war er ja trotzdem. Bevor ich die kloschüttung noch beging, kreuzte ein abteilungskollege meinen weg. Wir wussten, wir hatten 10 leere segafredo espresso-aludosen im büro. Hier taten wir den salat rein, einen teil davon. Den ganzen rest – im roten kübel – übergaben wir einem einsamen kunden, der gleichfalls wie verloren im firmenhaus noch umherirrte.
Tage und wochen später meldete sich tusch bei uns. Die rechnung war längst bezahlt gewesen. Aber wo denn sein roter kübel sei. Er mag ihn und er brauche ihn, hieß es. Es war ein regelrechter canossagang, diesen kübel vom kunden rückzuerhalten. Es war ein armer kunde. Wer weiß, für was er ihn einstweilen missbraucht hatte, tuschs roten kübel. Wenn der kunde klo am gang hatte, na dann gute nacht. Aber oh wunder – wir erhielten das kübelchen zurück und konnten es tusch wiedergeben. Bis heute berührt mich die idee, wie tusch überm roten kübelchen sitzt und kontemplativ obst da hinein schneidet. Und um ein haar hätte ich all dies weggeschüttet. Das könnte ich mir bis heute nicht verzeihen. /563w1434_pixabayPIC_by_Hans