63-Maison_C*am_Gallas

hier hatte ich mein französisch-zertifikat vor der jahrtausendwende abgelegt. hier gabs ein wunderbares süßes, kleines restaurant in einem wundergarten, den man in jener gegend eigentlich nie und nimmer erwartet hätte. letzten winter hatte ich besuch von franzosen. am tag, als ich aber gern mit ihnen die exkursion ins nur mehr wenige monate zugängliche palais clam gallas machen hätte wollen, mussten diese nach stPölten fahren. dann tat ichs allein. das war eh gut. ich konnte total eins werden mit dem palais und darin überall hingehen. es waren keine menschen mehr dort. ich habe sehr viele fotos von der location gemacht und wollte auch nicht glauben, dass ich damit offenbar der letzte fotoreporter des gebäudes war. denn als es nun runderneuert, seines charismas beraubt und profitgeil umstrukturiert wurde, kam mir kein einziger zeitungsbericht darüber in die hände. mir, die ich zeitungssüchtig bin. aber der wirkliche hammer kam gerade erst heute über mich. nichtsahnend schlage ich das präpotente bobo-blattl standard auf, lacht mich ein steriler raum an mit großkotziger aussicht, palais clam gallas. das ist es was draus wurde. ein kobel, wo dann die großkotzerten hocken und sich ob der aussicht einen owereißen können, wenn ihnen denn danach ist. wohnen-als-beute heißt ein film über die gentrifizierung in berlin, den ich mir bei nächster gelegenheit ansehen muss. das wohnungssuchproblem hat bis vor wenigen jahren nur die unterschicht betroffen. heute trifft es schon die mittelschicht. die ja, frisch uni-entlassen, selbst nur mehr von prekär befristeten verträgen lebt und dann auch genausolche wohnverträge kriegt. diese präpotenten zahlen, was das alles kostet, die lassen mir das blut in den adern gefrieren. mit einer monatsmiete von dort leb ich gut ein halbes jahr und zwar mit allem. der miete, restlichen fixkosten, kost - und das bissl gwand was ich halt brauch. ich wünsch diesen präpotenten geistern, die dann im palais hocken, dass sie auch mal fallen. dass sie ein burnout haben, dass ihr aktien in den boden rasseln. dass sie auch mal das leben von unten kennenlernen. sie werden es brauchen. es wird ihnen guttun, WENN sies überleben. am ende können die vielleicht nicht mal ordentlich französisch (sprechen)!/349w384

62-Wiederholung_der_Wiederholung

inspired by wienerzeitung. es ist für mich so dermaßen unverständlich und verwunderlich, wie eklatant die mächtigen ihre staatsbürger verarschen können und sich zweitere dies mit einer geradezu masochistisch anmutenden geilheit auch noch offenen auges gefallen lassen. sie lassen sich seit nunmehr neun monaten mit einem nervenzerfetzenden präsi wahlkampf konfrontieren, und werden am 2 oktober erneut wie das almvieh in die urnen getrieben. würde ich mich gegen den gang in die kabine nicht so derartig innerlich sträuben, dann ist es ja mein geheimster traum, den wahlzettel aus dem kuvert zu nehmen, mir davor den absichtlich unausgewischten hintern abzuwischen und das papier dann zerknüllt neben den kulis in der wahlkabine zurückzulassen. das sind meine geheimsten träume. so sehr habe ich die nase voll davon, wie eklatant der staat den wählerwillen für seine perfektionistischen orgien missbraucht. dann braucht er gleich garnicht wählen lassen, denn das ergebnis ist dasselbe. österreich ist auch so am weg zur autokratie. wirklich an die spitze getrieben - und das veranlasst mich zu diesem bericht, wird dies jedoch, wenn die leopoldstadt als einzige ein jahr danach die gemeinderatswahl wiederholt und dabei feststellt, es wären die klebestreifen an den kuverts nicht durchgängig. hier fängt die sache an, nämlich ganz gewaltig zu stinken, weil sie ordentlich pervers wird. der wähler wird dermaßen gegängelt - und die wahl sei ja freiwillig - so gegängelt, dass jeder bürger, der auch nur den leisesten funken von verbliebener selbstachtung hat, endlich der urne fernbleibt. bewiesen was zu beweisen war, denn damit sind wir am weg zur autokratie, zur diktatur. zur wahllosigkeit, zum losigkeitssyndrom einer wahl. eine zermürbungstaktik, ja geradezu nervenzerfetzend./
EDIT: dieser beitrag hat per ende november editiert zu werden. genau 7 tage vor dem zweiten - weil verschobenen termin der wiederholungsstichwahl. was gab es dazu noch zu sagen. es ist doch alles schon gesagt. ich werde selbstverständlich bei ungastlichen minusgraden nicht zu dieser scheiBwahl schreiten am zweiten adventsonntag. und ich prognostiziere, es wird der hofer werden. denn es wurde die wahlkartenwahl empfindlich erschwert. man darf nur bei erklärter, gerechtfertigter abwesenheit oder krankheit kartenwählen. als wüsste ich ob ich am 4. migräne hab. nein reizdarm, drum brauch ich eine wahlkarte. ich habe am vierten die scheißerei und muss deswegen eine wahlkarte beantragen. wiewohl mir zwischenzeitlich eine noch viel elegantere ersatzversion meines karten bescheißens eingefallen ist. nicht zur nachahmung empfohlen. und ich selber tus ja auch nicht weil ich garnicht hingehe aber: das wäre wie folgt gegangen. nimm die klebedeckfolie einer binde. diese ist reißfest und auf der nichtklebenden außenseite leicht rauh. frauen kennen das gut. mit der rauhen seite wischst du dir die eben obig angeführte diarrhoe ab. nun je nach mut kannst du das zusammenfalten oder einfach einseitig reinstecken ins kuvert. du lässt das kuvert dann vom wahlleiter in die urne geben, weil das darfst du nimmer selber machen. beim auszählen der stimmen werden die wenigen, mutigen noch verbliebenen wahlbeisitzer eine große freude empfangen.
zweiter grund, dass wir uns noch wundern werden was alles geht: es sind 17000 junge dazugekommen, die wählen. sie werden hofer wählen. sie sind nicht grün und schon garnicht hinter den ohren./471w381