71-Bernds_Handschuh

in meinem NÖ-job bis 2000 fuhr ich ausnahmsweise mal heim in die stadt, und zwar direkt zum damaligen noch-südbahnhof durch. ich ging von der rampe runter und sah links in der halle ein auditorium und einen lautstarken mann davor am podium. trotz ganztagsarbeit reichte die energie damals, um mir dieses spektakel aus der nähe anzusehen. die plätze waren alle gut besetzt, also nahm ich in einer der vorderen stehreihen platz. die veranstaltung stellte sich als versteigerung nichtabgeholter fundgegenstände heraus. in der folge wurde ich eine stammbesucherin dieses events. auch mir geschah es, dass ich vollbepackt mit überraschungstaschen die bim bestieg und damit nachhause fuhr, aussehend ein bissl wie ein sandler. die sachen, die drin waren, hatten alle ungefähr denselben eigentümlichen geruch. vieles davon musste man selbstverständlich wegschmeißen. verderbliche waren oder wirklich ganz beschmutztes zeug hatten die organisatoren schon zuvor rausgeräumt. mit der zeit lernte ich auch – zumindest vom sehen – die anderen mitsteigerer kennen. direkt zu sagen hatte man sich nicht so viel, denn man war sich ja gegenseitig konkurrenz im mitsteigern. es gab bekannte klasse-steigerer, die hatten schon sowas wie einen promibonus und besetzten die stühle in der ersten reihe mit sitzpölsterchen, welche sie gewiss auch in jener versteigerung erworben hatten. leid taten mir die südeuropäer mit spieltrieb, die sich wegen sinnloser handys oder hübscher koffer in einen wahnsinn reinsteigerten und am ende nur schrott erwarben. diese materiell sichtlich wirklich armen leute, verstanden die zahlen nicht gut und es war ihnen ums ego gegangen. was am ende teuer kam. was mir heute noch bleibt aus jener zeit, ist ein reinderl und ein kochhandschuh vom bernd, den ich täglich in der hand habe. heute wäre es undenkbar, so eine versteigerung durchzuführen, weil jeder herrenlose koffer zur räumung des bahnhofs und gegebenenfalls zur temporären einstellung des schienenverkehrs führt – heute, in unseren zeiten der terrorhysterie./301w

70-Intention_vs_Gestion

den begriff intention hab ich aus cms'intentionalismus anno 2001. die verwendung des begriffs gestion stammt von h.phettberg. dieser ist mir erstmals 1995 rundfunktechnisch begegnet, als ich bei einem freund die netteLeit-show sah. wenig später erst erzählte mir eine verwandte, sie sei via annonce jahre zuvor mal mit dem herrn in briefkontakt gestanden. es kam außerdem viele jahre nach der netteLeit-show zu einer begegnung auf der unteren mahü, nah zweierlinie, mcDonalds. hier steckte ich hermes einen 5€ schein zu. der nächste burger sei gesichert, meinte er hierzu. nach der show machte er einen kinofilm, welcher am spittelberg gezeigt wurde. in der bücherbox des theaters-im-bunker lag kürzlich ein buch, cartoon - im titel irgendwas mit jeans. in diesem buch hatte phettberg beschrieben, wie er sich nach schlaganfällen und mit rollator tagtäglich zum spittelberg schleppte, um den zusehern seines films rede und antwort zu stehen. aber sie wollten meist eh nix von ihm wissen. oft sah er sich den film nur mit ganz, ganz wenigen zusehern an. er hielt sich so an seinem letzten funken an bekanntheit fest. am ende des buches geschah hermes eine riesengroße - peinlichkeit. auch die beschrieb er mutig und ganz genau - cartoonmäßig festgehalten. phettberg hatte auch eine website, in der sind seine gestionen drin. sir eze schreibt diese gestionen auf. phettberg kann sich nach seinen schlaganfällen nur mehr mühsam artikulieren. noch lebendig ist phettberg in seiner wöchentlichen falter-columne, dem predigtdienst. seit ich ahne, dass wir den herrn nimmer lange haben werden, lese ich den predigtdienst ganz genau. jetzt laufen meine intentionen neben seinen gestionen einher. ohne mich überschätzen zu wollen, sind sich stil und denkweise darin irgendwie ähnlich. der hermes hat noch ganz ganz früh die berufsunfähigkeit gewonnen. selbige entspricht einem lottogewinn. er hat sie sogar noch vor beginn der netteLeit-show gehabt. die kriegt man heute garnimmer in jenem zarten alter. heut ist es egal, wie elendig die menschen sind: sie werden arbeiten geschickt, egal ob sie sich noch auf den beinen halten können oder nicht. phettberg ist eben noch rechtzeitig auf die welt gekommen./332w405